Autorenlesung: "Ihr ständiger Begleiter"
Claudia Schreiber las aus ihrem neuen Roman
Lebhafte und engagierte Autorin
Claudia Schreiber in Lippoldsberg
Die Bestsellerautorin Claudia Schreiber stammt aus Nordhessen, genauer aus dem kleinen Dörfchen Schachten. Heute lebt sie in Köln. Berühmt geworden ist sie mit ihrem inzwischen auch verfilmten Roman "Emmas Glück", der derzeit in verschiedene Sprachen übersetzt wird.
In ihrem neuen Buch "Ihr ständiger Begleiter" setzt sich die Autorin kritisch mit christlichem Fundamentalismus auseinander. Bücher über religiösen Fanatismus gibt es viele; dabei geht es meistens um den Islam. Claudia Schreiber aber zeigt auf die "unsichtbaren Kopftücher" christlicher Färbung: "Wenn wir von Fundamentalismus sprechen, sage ich: Gucken wir uns doch mal unseren eigenen an!" Die Autorin kennt diese Parallelwelt, die mitten unter uns ist, aber für die meisten unscheinbar und verborgenen bleibt. Sie kann Einblick geben, weil sie vieles von dem, was sie jetzt literarisch verarbeitet, in ihrer Jugend selbst erlebt hat.
Aus dem Inhalt
"Es gab Tage, da spürte Johanna wieder die Pedale des alten Harmoniums unter ihren Füßen. Sie konnte sich gut erinnern, wie dieses Instrument damals die Luft einsog und schwerfällig den Choral herausbekam."
Aber diese Tage liegen eine Weile zurück. Das war, als ihr ständiger Begleiter sie noch beschützte, vor der Winterkälte und den Strafen ihres sehr entschlossenen Vaters, des Predigers. Einmal rettete Er Johanna sogar das Leben, als ihre Brüder sie im Stich gelassen hatten. Doch schon bald begann Er, ihr Vorschriften zu machen. Während ihrer ersten großen Liebe, Rob, entpuppte Er sich als Spielverderber, der sie schließlich sogar erpresste. Doch als Johanna sich von Ihm trennen will, wird sie Ihn nicht mehr los ...
Wie "Emmas Glück" ist auch der neue Roman voller kurioser Einfälle, die man entweder mag oder auch verwirrend findet. Bestechend und anrührend ist aber in jedem Fall die mutige Aufrichtigkeit, die aus dieser Befreiungsgeschichte spricht. Claudia Schreiber betreibt keine Abrechnung mit dieser oder jener christlichen Gruppe. Gerade weil der konfessionelle Rahmen offen bleibt, gewinnen die neurotisierenden Züge, die in der Lebensgeschichte Johannas zutage treten, allgemeine Gültigkeit.
Wie bei einem Heilmittel gibt es auch in jeder Religion die Gefahr der giftigen Überdosis. Dann verlieren sich die weitenden, verbindenden Kräfte zugunsten der einengenden und ängstigenden. Dann wird die Welt zerrissen in gut und böse, weiß und schwarz, gerettet und verloren, wir und die anderen. Claudia Schreiber träumt von einer Kirche, die die Freiheit jedes Menschen achtet. "Ein Mensch hat das Recht zu glauben oder nicht; er hat sogar das Recht nicht zu wissen, ob er glaubt." (aus ihrem Essay in Chrismon 9/07)
Rezensionen
Wenn man mit der Lektüre dieses Buches fertig ist, weiß man nicht, ob man weinen oder lachen soll, ob man den Mut der einen bewundern oder die Borniertheit der andern verachten soll. (Ulrike Kieser-Hess, ekz-Informationsdienst)
Als "ketzerisch-komischen Roman mit viel Tiefgang" charakterisiert Udo Taubitz vom NDR den neuen Roman von Claudia Schreiber: "kein Abgesang auf Gott, sondern ein Plädoyer für mehr Eigenverantwortung".
Stilechtes Ambiente - Autorin Claudia Schreiber,
Kantorin Elisabeth Artelt und Pfarrer Christian Trappe am Harmonium.
Mit dieser Lesung eröffnete die Kirchengemeinde Lippoldsberg die Passionszeit, in der es nicht um eine Neuauflage abgestandener Schuldgefühle geht, sondern um Anstöße zum selbstkritischen Umdenken.
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