Tanz der Herzen zwischen Kirchenmauern
Bewegende Tangonacht in der Klosterkirche Lippoldsberg
(Bericht der HNA vom 13. Mai 2015 - Nicola Uphoff-Watschong)
Nach der wohl romantischsten Nacht in der Klosterkirche Lippoldsberg seit 800 Jahren hat man als Fotograf die Qual der Wahl. Ein Bild geht nur (für die HNA, hier mehr), aber welches? Welchen Moment, welchen Musiker oder Tänzer der vielfältigen Spielarten des Tangos hervorheben?
Die musikbegeisterten Gesichter des vierköpfigen Instrumental-Ensembles aus Göttingen und Hardegsen bei der kraftvollen Frühlingsovertüre?
Oder nur das sprechende Portrait des Geigers Thomas Scholz mit typischem Hut und zartschmelzenden Violintönen?
Oder lieber das von Hans Kaul am Klavier, wie er kraftvolle Akkorde anschlägt oder zart glitzernd begleitet.
Auch die Bassistin Maria Soltesz wäre ein Bild wert, wie sie ihr Instrument als Trommel benutzt oder mit hingetupften Basstönen die besonderen Klangfarben des Tango setzt.
Fotogen auch das herrliche Bandoneon, dessen Klang den ganzen Kirchenraum füllt, stilecht gespielt von Christoph Kloppmann, der die Instrumentalstücke für das Quartett arrangiert hat.
Oder wie wäre es mit dem Bild der bezaubernden Sängerin, Tänzerin und Sprecherin Anna Palupski, die die Tangonacht koordinierte, mit eindringlicher Stimme lyrische Übersetzungen der Lieder las und selbst herzergreifend sang?
Und natürlich müsste man den Tanz mit ihrem Tanzpartner Martin Keil zeigen, jeden einzelnen Moment festhalten. Diese Eleganz, diese Harmonie von zwei Menschen, die blindlings einander folgen und deren Bewegungen verschmelzen.
Da wäre noch Dutzende von Bildern des Sängers Carlos Roulet, der mit sprechender Mimik, Bewegung und Ausdruckskraft Lieder seiner Heimat Argentinien sang, ganz zart, ganz stark, seine Stimme wie ein Naturereignis.
Wunderbar auch die Momente, in denen er intensiv mit seinem fantastischen Begleitgitarristen Diego Jascalevich kommunizierte, während diesem die Freude über die Musik ins Gesicht geschrieben stand.
Und dann sind da noch Duett-Fotos von Anna und Carlos - soviel Ausdrucksfähigkeit, Gestik und Interaktion.
Aber eigentlich darf das Publikum nicht außen vor bleiben, denn zehn Paare tanzten am Ende eng umschlungen den Tango, während alle Musiker gemeinsam spielten, dieses hochromantische Bild ist ins Gedächtnis geprägt genauso wie diese Nacht der Liebe - zum Tango und zum Leben.
Über die Musiker
Carlos Roulet
Der international anerkannte argentinische Sänger Carlos Roulet hat eine äußerst beeindruckende Gesangsstimme, mal zart und schmelzend, dann wieder kraftvoll und stark, voller Emotionen und Temperament.
Er hat mit vielen legendären Tango-Künstlern zusammengearbeitet, darunter Marķa Graña, Rubén Juárez, Anita Medrano und Nelly Vázquez. Es begleiteten ihn Musiker aus allen Dekaden des Tango, in der letzten Zeit z.B. Moscato Luna.
Gegenwärtig verbringt er einen Großteil seiner Zeit in Europa und arbeitet hier mit verschiedensten Musikern zusammen. Youtube.de
Diego Jascalevich
Bei seinem Konzert steht Carlos der Guitarrist Diego Jascalevich zur Seite, der seinerseits auf europäischen Tangobühnen bereits sehr bekannt ist. Neben der Gitarre wird er auch auf seinen Charangos spielen, zu deren weltbesten Spielern er heute zählt.
Als Instrumentalist, Komponist, Arrangeur und Sänger hat er die Musik seiner Heimat immer wieder mit Elementen des Jazz, der Klassik und auch der Popmusik verschmolz Youtube.de
Anna Palupski und Martin Keil
Anna Palupski studierte klassischen Gesang und ließ sich als lyrischer Koloratursopran ausbildeten.
Die Liebe zum Tanz führte sie zum Tango Argentino. Ihr Zug dorthin war die ergreifende Musik, zu der man ihn tanzt. Die Intensität, Einfachheit und Komplexität zugleich, die Vielfalt und das Abbild zutiefst menschlicher Affekte mit allen ihren Kontrasten in Texten und in der musikalischen Gestaltung bewegten und bewegen sie heute genauso stark wie damals. Sie wird geführt von ihrem Tanzpartner Martin Keil.Anna Palupski unterrichtet Gesang und Tango Argentino in Kassel: www.tangoelcentro.de
Hans Kaul
Hans Kaul ist Pianist, Komponist und Arrangeur. Bis 2011 war er Musikalischer Leiter am Deutschen Theater in Göttingen. In dieser Zeit schrieb er zahlreiche Arrangements für Musicals, zuletzt für "Cabaret", "Evita", "Die Dreigroschenoper" und "Der Mann in Schwarz", die unter seiner Leitung erfolgreich aufgeführt wurden.
Daneben komponierte Hans Kaul Schauspielmusik und schrieb eigene Songs. Für "Pop meets Classic" in der Lokhalle Göttingen schrieb er Arrangements für das Göttinger Sinfonie Orchester und Sänger des Deutschen Theaters.
Maria Soltesz
Maria Soltèsz studierte Kontrabass an der Franz Liszt Musikhochschule in Ungarn. Nach dem Studium wurde sie in der ehem. DDR als Solokontrabassistin eingestellt. Es folgte jahrelange Aushilfetätigkeit beim Göttinger Symphonie-Orchester und Auftritte in den Rathausserenaden. Sie spielte zahlreiche Konzerte mit dem Romberg Duo, das sie mit der Cellistin Eva Veith gegründet hat.
Thomas Scholz
Thomas Scholz studierte Violine an der Folkwanghochschule Essen bei Geoffery Wharton und schloss sein Studium an der Musikhochschule Lübeck bei Prof. Maria Egelhof 1998 ab.
Er ist Mitglied des Göttinger-Symphonie-Orchesters und moderiert dessen Schülerkonzerte. Im Jahr 2004 gründete Scholz das Tiro-Quartett, mit dem er zahlreiche Konzerte in den Rathausserenaden und in der Georg August Universität spielte.
Christoph Kloppmann
Christoph Kloppmann studierte Musik an den Musikhochschulen Hannover und Berlin und absolvierte ein Gaststudium für Bandoneon am Konservatorium in Rotterdam. Er ist Gründungsmitglied der Göttinger Tangoensembles "Gutingi Tango" und häufiger Gast bei dem Braunschweiger "Sommernachtstango".
Seit mehreren Jahren spielt er als Bandoneonist im Tango- Ensemble MARCANDO TANGO. Für dieses Formation hat Christoph Kloppmann zahlreiche Transkriptionen und Arrangements der Kompositionen von Astor Piazzolla, Osvaldo Pugliese und Roberto Alvarez geschrieben. Mit seinem eigenen Ensemble spielt er konzertante und tanzbare Tangomusik unterschiedlicher Stilrichtungen.
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