Weiberlist geht über alles
Premiere des Rollwagen-Theaters verunsichert die Männerwelt
(Bericht der HNA vom 19. Juni 07 - Nicola Uphoff-Watschong)
LIPPOLDSBERG. Zieht man ein Resümee aus den äußerst vergnüglichen Geschichten, die der Rollwagen szenisch im Klosterkeller las, dann können sich Frauen damit brüsten, ungeheuer einfallsreich und listig entweder Männer gegen ihren Willen an Land zu ziehen, sie heimlich zu hintergehen oder sie wieder loszuwerden, wenn sie ihrer überdrüssig sind.
Brunhild und Jörg Falkenstein schlüpften in vielerlei Rollen
diverser listiger Weiber und geprellter (Ehe)-Männer.
Ganz gleich, in welchem Milieu, in welchem Land und zu welcher Zeit die amüsanten Lesungen spielten, die Brunhild und Jörg Falkenstein zusammentrugen - eines war ihnen allen gleich: Die Frauen bekamen am Ende doch immer ihren Willen. Und da komme keiner und sage, Frauen seien zwar listig, doch die List der Männer sei der ihren bei weitem überlegen. Das könnte schlecht ausgehen - für die Männer, wie gleich die erste Geschichte von Ala Aldin lehrte. Er wagte es, eine solch vollmundige Behauptung öffentlich in seinem Geschäft in Bagdad zu plakatieren und wurde dafür mit der Schlauheit einer schönen Frau bestraft.
Mag der ein oder andere Mann im voll besetzten Klosterkeller noch gehofft haben, nach der Pause zum Ausgleich einige triumphale Gegenbeispiele zu hören - so wurde er, zur Freude der Frauen, enttäuscht. Denn in der Erzählung vom "Schrank mit den fünf Türen" führte eine orientalische Schönheit gleich fünf hochgestellte Männer an der Nase herum und riskierte sogar ihren Tod, um ihren Liebsten aus dem Gefängnis zu befreien. Weiberlist geht eben über alles - wenn es sein muss, auch über Leichen.
Manch männlicher Zuhörer bekam vielleicht weiche Knie in Anbetracht der Möglichkeiten, sich gegen die List der Frauen zu wehren - denn, so bekannte Jörg Falkenstein augenzwinkernd, diese Möglichkeiten seien gleich null. Man(n) könne eigentlich gar nichts dagegen tun. Oder doch - man kann die zweite Aufführung besuchen, die am 23. September ebenfalls im Klosterkeller Lippoldsberg stattfindet. Dort lässt sich viel über die List der Weiber lernen - und wer seinen Feind kennt, der kann sich besser wehren. Das sei besonders jüngeren Männern ans Herz gelegt, die ja diesbezüglich noch viel vor sich haben.
Das Rollwagen-Theater ließ dem Zuhörer mit minimalem Bühnenaufwand
und großer schauspielerischer Präsenz die Möglichkeit, die Phantasie schweifen zu lassen.
Wie auch immer - beim Rollwagen kommt jeder auf seine Kosten, lachend, schmunzelnd, im Geheimen vielleicht sogar kopfnickend, wenn es mal wieder kräftig "menschelt". Der bisherige Erfolg des diesjährigen Rollwagenprogramms, das sich ganz von der heiteren Seite zeigt, macht deutlich wie sehr sich die Theaterbesucher nach Frohsinn sehnen. "Wir hoffen besonders, mit unserer Auswahl der Stücke auch jüngere Menschen wieder für das Theater zu begeistern", sagt Brunhild Falkenstein. Das sei ihnen gewünscht, denn "Theater muss sein!"
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