Wer will fleißige Handwerker sehen...
Bauhütte in Lippoldsberg hielt 6 Handwerker und 30 Kinder in Atem
(Bericht der HNA vom 22. Juli 15 - Nicola Uphoff-Watschong)
Lippoldsberg. Vor Eifer rote Backen, die Zunge hochkonzentriert im Mundwinkel, wacher Blick und aufmerksames Zuhören - so wünschen sich Lehrer ihre Schüler. Klappt manchmal, aber nicht immer, wenn der Lernstoff zu trocken oder der Tag zu lang ist.
Beim Handwerkertag für Kinder vor dem Westwerk der Klosterkirche Lippoldsberg konnte man beobachten, wie das praktische Tun die Kinder ohne Probleme volle 6 Stunden bei der Stange hielt. Es ging einem das Herz auf zu sehen, wie begeistert sie lernen und unermüdlich anpacken wollten.
Das Handwerkerteam um Ulrike Trappe hatte sich vorgenommen, 30 Kindern an 5 Stationen verschiedene Handwerksberufe nahe zu bringen. Dabei stand das eigene kreative Schaffen im Vordergrund, nicht nur zugucken, sondern unter Anleitung selber machen war die Devise.
"Wie haben die das bloß früher mit dem Gewölbe geschafft?" wurden die Kinder bei der Einführung durch Pfarrer Christian Trappe gefragt. Die Antwort fanden sie bei Maurermeister Martin Hensel (Adelebsen), der schon am Vortag die Grundmauern für drei Gewölbebögen gelegt hatte. Nach dem Anrühren des Mörtels wurden die kleinen Lehrlinge mit Maurerkellen ausgerüstet und lernten, im Team die Steine auf ein Holzskelett zu setzen, so dass drei vollendete Gewölbe entstanden.
In der Zimmerei konnten die Kinder Fachwerk verbinden, Löcher bohren, selber sägen und Zapfen herstellen, die sie dann mit einem großen Holzhammer in die Balken einschlugen. Dabei lernten sie, die Gefahren des scharfen Werkzeugs einzuschätzen und sich umsichtig zu bewegen. Dafür sorgten Zimmermann Wolfgang Lonzek mit seiner Frau Ulla (Bad Karlshafen) und Ulrike Trappe (Bootsbauerin und Architektin, Lippoldsberg).
In der Schmiede schürten die Kinder mit Hilfe des Metallbauers Matz Schulten (Gottsbüren) das Feuer in einer fußbetriebenen Esse und erhitzten darin Eisenstäbe, die zu Nägeln verarbeitet wurden. Jedes Kind durfte den Hammer schwingen und das Feuer in Gang halten. Auch die Metallfeile kam zum Einsatz und viele Kinder ließen sich ihren Namen in die selbstgemachten Nägel gravieren.
Und wie kriegt man Farbe auf die Steine, so wie an den Säulen der Klosterkirche? Elke Schulten (Künstlerin und Kunstpädagogin, Gottsbüren) verriet das Geheimnis der Grundierung aus Sand, Kalk und Quark, die unter fröhlichem Gepantsche angerührt wurde. Mit Naturpigmenten waren dann der Phantasie keine Grenzen gesetzt und jedes Kind zeigte seine künstlerischen Fähigkeiten.
Eines der vielen Highlights konnte Lehmbauer Swen Heuer-Müller den Kindern bieten. Mit nackten Füßen in Lehmpampe herumstampfen war bei der Hitze des Nachmittags eine willkommene Abkühlung. Aber auch das Einflechten von Weiden in ein Fachwerk wurde geübt, bevor dann alle mit großem Spaß den Lehm an die Wand klatschen durften.
Ulrike Trappe sprach den Handwerkern großen Dank aus für die Bereitschaft, unentgeltlich ihre Zeit und ihr Wissen zur Verfügung zu stellen. Für die Kinder bleibt dieser Tag bestimmt lange in Erinnerung.
Anschließend verfolgten die Kinder noch gebannt das Theaterstück "Hans im Glück oder der Traum vom Fliegen" mit Zimmermeister Richard Betz (Liebenau).
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