Pfingsten ist - mit Weihnachten und Ostern - eines der drei christlichen Hauptfeste. Aber es hat keine entsprechende Vorbereitungszeit (wie den Advent oder die Passionszeit) und auch keine Folgezeit, in die es ausstrahlt.
Die liturgische Farbe „Rot“ taucht nur an den beiden Pfingstfeiertagen auf. Und dann regiert das farblose dogmatische Ideenfest Trinitatis das gesamte Sommerhalbjahr.
Dabei ist die Pfingstgeschichte das Narrativ, in dem sich alle Fragen spiegeln, die uns heute umtreiben: Die Frage, wie uns Gott begegnet in einer erfahrungsbezogenen Spiritualität. Die Frage, einer Verständigung über Grenzen hinweg, eines friedlichen Miteinanders in bunter Verschiedenheit, auch die Vereinigung von Gegensätzen, Mann und Frau in einer lustvollen und heilsamen Sexualität. Und schließlich: Woher kriege ich die Energie, um im Leben zu bestehen?
Wenn wir in der Kirche diesen Lebensfragen nicht ängstlich ausweichen wollen, dann müssen wir der Pfingstzeit mehr Raum geben. Und manche andere Althergebrachte auch dafür aufgeben. Sonst sind wir am Beginn der Pfingstzeit ausgepowert von der Wahrung der Tradition, wie dieses Video ganz gut zeigt.
Das Stück „Jamlia“ stammt von der Gruppe Sistanagila, einem Völker und Feinde verbindenden iranisch-israelischen Musikprojekt, das am Pfingstsamstag in der Klosterkirche gastierte. Die eingeblendeten Zitate stammen von dem persischer Dichter Hafis Shiraz (1315-1390 n. Chr.).
Die gezeigten Projektionen stammen aus der aktuellen Ausstellung von Nicola Dicke in der Klosterkirche.