Kult und Kultur - beide beleuchten das Leben. Die Religion hat seit jeher auf künstlerische Ausdrucksformen zurückgegriffen. Musik und Tanz, kleine Erzählungen und großen Mythen, Architektur und Malerei gehören seit jeher zu den Ausdrucksformen der Religionen.
In der christlichen Tradition war insbesondere der mittelalterliche Gottesdienst ein Gesamtkunstwerk, in dem sich die Kultur der ganzen Gesellschaft verdichtete. In der westlichen Welt haben sich aber die Künste schon vor Jahrhunderten von der Kirche emanzipiert - und sind in der Wahl ihrer Themen und Formen frei geworden.
Trotzdem gibt es weiterhin Beziehungen zwischen Kult und Kultur: spannungsvolle, anregende, in jedem Fall fruchtbare Beziehungen.
Die Klosterkirche Lippoldsberg, in der es seit langem neben Gottesdiensten ein breitgefächertes Kulturprogramm gibt, weiß ein Lied davon zu singen. Derzeit liegt aber beides wegen des Lockdowns brach. Was sagt das aus über die Bedeutung von Kult und Kultur heute?
Das Interview mit der Kulturethnologie-Studierenden Mira Wöllenstein geht dieser Frage nach.
Das Klavierstück zum Anfang und Ende ist eine „Romanze“ von Dmitri Schostakowitsch; dazwischen ein „Verleih uns Frieden“ von Karl Zieschang.