Handreichung zum Gründonnerstag
Vorschlag für ein feierliches Abendessen im eigenen Haushalt
Aus der Not eine Tugend machen im Coronajahr 2021
Gründonnerstag ist ein Feiertag, der für viele nur noch dem Namen nach existiert. Im Zuge der Verhandlungen um den Oster-Lockdown ist das vergessene Fest in diesem Jahr einmal kurz im Bewusstsein der Medien-Öffentlichkeit aufgeblitzt.
Das mag Grund genug sein, dem alen Fest einmal auf die Spur zu kommen. Denn die Pandemie ebnet die Unterschiede zwischen Alltag und Feiertagen sonst zu sehr ein.
Der Gründonnerstag hat seit jeher eine ganz eigene Atmosphäre, die durchaus noch spürbar ist, aber kaum bewusst wahrgenommen wird. Während der Karfreitag das öffentliche Leben streng unterricht und mit der dramatischen Erzählung von der Kreuzigung Jesu und irgendwie beklemmend wirkt, strahlt dieser Vorabend eine samtige Ruhe aus.
Aus der Erzählung des Gründonnerstags ergibt sich ein guter Anlass, miteinander das Leben zu feiern: bei einem festliches Essen in eigenen „Haushalt“. Wenn mehr zur Zeit nicht geht … - das Mahl Jesu wurde jahrhundertelang „in den Häusern“ gefeiert.
Vorbereitungen
Ein Fest beginnt mit Besorgungen - und die sollten Spaß machen! Vielleicht verabreden Sie sich mit anderen, die anderswo, aber zur gleichen Zeit - am Gründonnerstag um 20 Uhr - bei sich Zuhause auch so ein kleines Fest feiern.
- Brot zur Eröffnung (wie beim Italiener); am besten ein Brot zum Abbrechen
- Getränke: Wein kann sein, muss aber nicht.
- Kochen: Was soll es darüber Brot hinaus Gutes zum Essen geben?
- 2 Kerzen sind nötig; vielleicht mal ganz auf elektrisches Licht verzichten?
- Blumen und Deko nach eigenem Gusto
- Musik: Welche Klänge passen für Sie zu einen feierlichen Mahl? Suchen Sie für die Eröffnung drei ruhige Musikstücke (am besten instrumental), die man ohne große Umstände abspielen kann. Oder musizieren Sie selbst?
- Machen Sie Nebenbei-Musik und vor allem das Fernsehen aus
- Klaren sie den Raum etwas auf (aber Frühjahrsputz muss nicht sein).
Beginnen Sie das festliche Essen einmal achtsam und mit wachen Sinnen. Für Gedanken und Worte dazu liefern wir Ihnen ein kostenloses Angebot. Die nachfolgenden Seiten einfach ausdrucken und zum besseren Vorlesen halbieren.
Vielleicht fühlt sich es ein wenig komisch an, in einem vertrauten Kreis auf einmal so zeremoniell zu werden. Dann lachen sie sich einfach an und aus – und machen fröhlich weiter.
Nach dem kleinen Eröffnungsritual mag der Gründonnerstag-Abend sich nach Lust und Laune entfalten.
Feierliches Abendessen am Gründonnerstag zuhause
MUSIK
Schon zum miteinander-bewusst-Zuhören ist sonst selten Gelegenheit.
ERÖFFNUNG
(Jemand – vielleicht die älteste Frau der Runde – steht auf, entzündet die erste Kerze und spricht folgendes Gebet:)
Unser Abendgebet steige auf zu dir, Gott,
und es senke sich auf uns herab dein Erbarmen.
Dein ist der Tag, und dein ist die Nacht.
Lass, wenn des Tages Schein vergeht,
das Licht deiner Wahrheit uns leuchten.
(Danach wird die zweite Kerze entzündet.)
EINLEITENDE WORTE I
Gründonnerstag - das ist der Abend, an dem Jesus Abschied genommen hat von seinen Schülern. Jesus hatte während seiner Tage in Jerusalem die Mächtigen provoziert und er ahnte, dass sich da etwas gegen ihn zusammenbraute.
Auch wenn er bereit war, den Konflikt mit all einen Konsequenzen zu ertragen, wusste er auch, dass sein Tod für seine Schüler eine Katastrophe bedeuten würde.
Darum wollte Ihnen etwas hinterlassen. Keinen wertvollen Besitz, nicht weise Worte – sondern eine alltägliche Übung:
„Wenn ich nicht mehr bei euch bin – ihr aber meinen Geist wiederfinden wollt, dann esst miteinander. Teilt das Leben! Er sagte nicht: Ihr müsst dieses Essen erst so oder so verstehen – und dann genau überlegen, mit wem ihr essen wollt und mit wem nicht. Er sagte: Esst zusammen – und spürt einach dem nach, was dabei eigentlich passiert. Dann macht euch euern Reim darauf. Das Essen kann euch viel über das Leben lehren.“
EINLEITENDE WORTE II
Seitdem ist das Jesusmahl ein Ritual, das Menschen verbindet. Man hat es jahrhundertelang zuhause gefeiert, wie wir heute Abend. Und sich dabei im Geist verbunden gewusst mit Menschen an anderen Orten, und selbst über die Grenze des Todes hinaus.
Wenn es also Menschen gibt, die wir jetzt schmerzlich vermissen, weil sie doch eigentlich auch zu uns gehören und mit hier am Tisch sitzen sollten - dann holen wir sie einfach in Gedanken hierher (indem wir jetzt den Namen sagen).
MUSIKMEDITATION I: überm Brot
Wir sehen vor uns Brot;
vielleicht können wir es sogar riechen.
Wir denken daran,
daß das Brot einen langen Weg hinter sich hat:
Ein Weizenkorn wird ausgesät,
fällt in dunkle, kalte, feuchte Erde.
Die Sonne scheint und wärmt,
sie lockt einen Keim aus dem Boden.
Zart und zerbrechlich ist der Keim,
leicht abzufressen und umzuknicken.
Aber er wächst, immer zum Licht,
und wird ein fester Halm.
Der Wind biegt ihn, doch er bricht ihn nicht.
Schließlich schiebt er eine Ähre,
bildet Körner, 80-100 aus einem Korn.
Der Bauer kommt, erntet, drischt aus.
Das Korn wird gesiebt und gemahlen,
das Mehl verrührt mit Wasser, Salz und Hefe.
Es geht in den Ofen, durch die Hitze,
und wird fest: ein Brot.
Brot - ein Grundnahrungsmittel.
Brot des Lebens – für uns gegeben.
MEDITATION II: überm Wein
Wir sehen vor uns den Wein:
Auch er hat eine lange Geschichte.
Ein Winzer hat einen Weinberg angelegt,
irgendwo im Süden,
wo die Sonne Kraft genug hat,
gute Trauben reifen zu lassen.
Lange muß ein Weinstock wachsen,
bevor er Früchte hervorbringt.
Im Frühjahr bedeckt helles Grün das dunkle Holz.
Dann müssen die jungen Triebe festgebunden werden,
damit sie im Sommer und Herbst
die schweren Trauben tragen können.
Die Blüten des Weinstocks sind kaum zu sehen.
Aber irgendwann wachsen aus ihnen
kleine Beeren in vielen Reben,
einzeln und doch gemeinsam.
Die Weinlese im Herbst ist wieder Arbeit
- aber auch Gelegenheit zu feiern,
Wein - ein Trank des Feierns
und der Freude – für uns gegeben.
MEDITATION III: Jesus
Jesus sagt:
Ich unterscheide mich in nichts von diesem Brot.
das sich hingibt, damit andere leben.
Das Brot sträubt sich nicht verzehrt zu werden.
Eins lebt vom anderen. Das ist in Ordnung.
Genauso habe ich versucht zu leben.
Die Gaben die Gott mir gegeben hat,
habe ich dankbar angenommen
und habe sie auch weitergegeben an andere.
Tatsächlich funktioniert das Leben nur so:
Im Nehmen und Weitergeben...
Man kann nichts festhalten.
Alles muss sich hingeben,
damit das Leben weiterfließt.
Darum werde ich auch nicht verloren gehen,
selbst wenn ich sterbe.
Ihr könnt mich überall finden,
wenn ich gestorben bin:
In einem Stück Brot,
im Fließen einer Quelle,
in einem Augen-Blick.
Das Leben wird weit, unzerstörbar und ewig,
wenn man aufhört, es festhalten zu wollen.
MUSIK
GEBET
Sonne muß scheinen und Regen fallen,
damit ich lebe.
Obst wird geerntet, Gemüse geschnitten,
damit ich lebe.
Tiere werden geschlachtet,
damit ich lebe.
Menschen geben ihre Arbeit, ihre Liebe,
damit ich lebe.
Ich danke dir, Gott, daß du dich hingibst,
damit ich lebe.
VATER UNSER
Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft
und die Herrlichkeit
in Ewigkeit.
Amen.
SEGEN
Dein heilender Geist, Gott,
breite sich aus unter uns:
Wie aus den Körnern vieler Felder
dieses Brot geworden ist,
aus den Trauben vieler Reben
der Wein zusammengeflossen ist,
so mache aus uns hier am Tisch eine Gemeinschaft,
verbunden im Frieden mit allen Menschen in der Welt.
ESSEN
Und nun nehmt und esst vom Brot des Lebens.
(ein Stück abbrechen,
den Rest weitergeben mit den Worten:)
Für dich gegeben.
(Danach das abgebrochene Stück essen.)
Und nun trinkt aus dem Becher des Heils -
(mit einem Trinkspruch in der Sprache Jesu:)
le Chaim - zum Leben
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