Letzter Sonntag nach Epiphanias
Der Letzte Sonntag nach Epiphanias liegt meist in der Nähe des Lichtmess-Tages (2. Februar). Beide bilden auf je ihre Weise einen Abschluss des weihnachtlichen Festkreises.
Der Ostertermin verspringt gegenüber dem feststehenden Weihnachtsdatum, so dass die Epiphaniaszeit in jedem Jahr unterschiedlich lang ist. Da der große Weihnachtsfestkreis aber nicht zufällig mit dem 3., 4., oder 5. Sonntag nach Epiphanias auslaufen soll, ist der Schlussstein der Epiphaniaszeit sehr bewusst gewählt.
Für den Letzten Sonntag wurde in der westlichen Kirche eine der geheimnisvollsten Geschichten des Neuen Testaments reserviert.
Evangelium
Die Verklärung Jesu (Mt 17,1-9)
Ikone der Verklärung Jesu
Nach sechs Tagen nahm Jesus mit sich Petrus und Jakobus und Johannes, dessen Bruder, und führte sie allein auf einen hohen Berg.
Und er wurde verklärt vor ihnen, und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiß wie das Licht. Und siehe, da erschienen ihnen Mose und Elia; die redeten mit ihm. Petrus aber fing an und sprach zu Jesus: Herr, hier ist gut sein! Willst du, so will ich hier drei Hütten bauen, dir eine, Mose eine und Elia eine.
Als er noch so redete, siehe, da überschattete sie eine lichte Wolke. Und siehe, eine Stimme aus der Wolke sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören!
Als das die Jünger hörten, fielen sie auf ihr Angesicht und erschraken sehr. Jesus aber trat zu ihnen, rührte sie an und sprach: Steht auf und fürchtet euch nicht! Als sie aber ihre Augen aufhoben, sahen sie niemand als Jesus allein. Und als sie vom Berge hinab gingen, gebot ihnen Jesus und sprach: Ihr sollt von dieser Erscheinung niemandem sagen, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist.
Interpretation
Das überirdische Licht, das aus der durchscheinenden Gestalt Jesu hervorbricht, erinnert an Berichte über den Auferstandenen. Und es ist wahrscheinlich, dass die Verklärungsgeschichte ursprünglich eine Ostererzählung war, also eine Begebenheit, die sich nach dem Tode Jesu ereignet hat.
Simeon Stylites, asketische Gipfelerfahrung
Der erste Evangelist hat diese Geschichte dann als Höhe- und Wendepunkt im Leben Jesu platziert. Denn der Evangelist Markus geht davon aus, dass das transzendente Wesen Jesu schon in seinem Leben aufscheint, auch wenn es die Jünger erst im Zuge ihrer Ostererfahrungen begriffen haben. Mystische Erfahrungen, in denen sich die vertrauten Grenzen auflösen, gibt es im Leben vieler Menschen. Solche peak-expeariences sind aber stets flüchtige Eindrücke und werden oft nicht besonders ernst genommen. Werden sie aber bewusst und tief erlebt, können sie als geistige Einsicht bleibende Bedeutung behalten. Sie lassen das "Wesen" des Lebens erkennen - als etwas vom Tode nicht Zerstörbares, Unvergängliches.
Gedanke
Christus ist nicht in die Welt gekommen, dass wir ihn begriffen, sondern dass wir uns an ihn klammern, dass wir uns einfach von ihm hinreißen lassen in das ungeheure Geschehen der Auferstehung. Dietrich Bonhoeffer
Symbol
Licht
Die katholische
Herz-Jesu-Frömmigkeit
des 19. Jahrhunderts ist zwar
in ihrer romantischen Ausprägung
problematisch, birgt aber auch
Ansätze einer christlichen
Chakren-Meditation
Licht ist das zentrale Symbol der Epiphaniaszeit, in der die Weihnachtsbotschaft "Gott kommt zur Welt" noch einmal auf geistigere, aufgeklärte Weise Thema wird. Dem Licht wird in vielen Religionen besondere Aufmerksamkeit geschenkt, weil es mit seinem körperlosen und doch raumfüllenden Art und seiner lebensspendenden Kraft etwas vom Wesen Gottes ausdrückt.
Unser Körper, Seele und Geist sind vom Licht abhängig. Aber es gibt auch ein Licht, das vom Menschen selbst ausgeht. Diese "Ausstrahlung" verweist auf ein verborgenes Licht im Innern, das auch unser Wort Seele umschreibt.
Christen, die dieses lichtvolle Wesen in Christus erkennen, sind aufgerufen, sein Licht auch als unser ureigenes Selbst zu entdecken und diesen strahlenden Kern in uns wirksam werden zu lassen. Das wird aber nur geschehen, wenn wir die Oberfläche unserer Persönlichkeit, unser Ich, unseres Image, um das wir uns immer so viel mühen, das aber den hellen Schein unseres Herzens trübt, loslassen und aufgeben.
Gedanken
Wo Licht im Menschen ist, scheint es aus ihm heraus.
Albert Schweitzer
Herzensgebet
In der orthodoxen Tradition des Hesychasmus (von griechisch hesychía =Ruhe) ziehen sich einzelne Mönche oft für lange Zeit in entlegene Bereiche des heiligen Bergs Athos zurück. Ziel ihres Eremitendaseins ist eine Erleuchtungserfahrung: Die Schau des mystischen Taborlichts, jenes unerschaffenen, göttlichen Lichtes, wie es auch bei der Verklärung Christi auf dem Berg Tabor aufstrahlte.
Berg Athos
Der innere Übungsweg, den die Asketen dabei zumeist einschlagen, besteht in der immerwährenden Wiederholung des Jesusgebets, z.B.:
Herr, Jesus Christus, erbarme dich meiner.
Diese mantrische Praxis, bei der sich die mentale Ausrichtung körperlich mit dem Atemrhythmus und schließlich auch mit dem Herzschlag verbindet, zeigt die Verwandtschaft der Ostkirche mit fernöstlicher Spiritualität, z.B. dem Yoga.
Gedanke
Jesus sprach: Ich bin das Licht. Ich bin das All.
Das All ist aus mir hervorgegangen
und kehrt zu mir zurück.
Spaltet ein Holz - und ich bin da.
Hebt einen Stein hoch - und ich bin auch da.
77.Logion aus dem Thomas-Evangelium
[ Zurück zu "Zeiten" | weiter ]