Ostersonntag
Ostern - Aufstand des Lebens
aus dem Gefängnis des Todes.
Ein Tag, zu singen, zu feiern und sich zu freuen.
einzustimmen in den Jubel, der alle Dinge erfüllt.
Ostergruß
Christus ist auferstanden. Halleluja.
Er ist wahrhaftig auferstanden. Halleluja.
Mit diesen Worten grüßen sich orthodoxe Christen in Griechenland oder in Russland, wenn sie an Ostern einander begegnen.
Die Osterpredigt des Johannes Chrysostomos
Ist einer fromm und liebt Gott,
so erquicke er sich an dieser herrlichen und leuchtenden Feier.
Ist jemand ein guter Knecht,
so gehe er fröhlich ein in die Freude seines Herrn.
Hat jemand sich beim Fasten abgemüht,
so empfange er jetzt den Lohn.
Wer von der ersten Stunde an gearbeitet hat,
empfange heute den gerechten Verdienst.
Wer nach der dritten Stunde gekommen ist,
der feiere dankend mit.
Wer erst nach der sechsten Stunde angelangt ist,
der soll nicht von Zweifeln befangen sein, denn er wird nichts einbüßen.
Wer bis in die neunte Stunde säumte,
der trete unverzagt heran, ohne zu fürchten.
Sollte jemand erst zur elften Stunde gekommen sein,
so möge er wegen seiner Saumseligkeit nicht bangen.
Denn der Gebieter ist freigiebig,
er nimmt den Letzten ebenso auf wie den Ersten.
Er erquickt den, der um die elfte Stunde gekommen ist,
gleich dem der von der ersten Stunde an gearbeitet hat.
Gegen den zuletzt gekommenen ist er gnädig
und den Ersten behandelt er freundlich.
Den einen beschenkt er
und dem anderen entzieht er nicht seine Gaben.
Die Werke nimmt er an, sieht aber auch den Willen.
Die Handlungen würdigt er, lobt aber auch die Entschlüsse.
Geht also alle ein in die Freude unseres Herrn.
Erste und Letzte - empfanget den Lohn.
Arme und Reiche - freuet euch miteinander.
Enthaltsame und Nachlässige - ehret den Tag.
Die ihr gefastet und nicht gefastet - freut euch.
Der Tisch ist reichlich gedeckt, genießt davon alle.
Das Mastkalb ist geschlachtet, niemand gehe hungrig hinaus.
Erquickt euch alle am Gastmahl des Glaubens.
Empfanget alle vom Reichtum der Barmherzigkeit.
Es klage niemand über seine Armut,
denn das Reich ist für alle erschienen.
Es beweine niemand seine Sünden,
denn die Vergebung strahlt hervor aus dem Grabe.
Es fürchte keiner den Tod,
denn befreit hat uns der Tod des Erlösers.
Vernichtet hat den Tod,
Er, der von ihm umfangen.
Abgenommen hat der Hölle die Beute,
Er, der zur Hölle hinabfuhr.
Die Bitterkeit hat er sie spüren lassen,
da sie von seinem Fleische genossen.
Isajas sagt es voraus:
"Die Unterwelt wurde voll Bitterkeit, da sie dich unter der Erde antraf."
Voll Bitterkeit wurde sie, denn sie wurde zertreten.
Voll Bitterkeit wurde sie, denn sie wurde getötet.
Voll Bitterkeit wurde sie, denn sie wurde vernichtet.
Sie nahm den Leib und stand Gott gegenüber.
Sie nahm von der Erde und traf den Himmel.
Sie nahm, was sie sah, und fiel, durch das, was sie nicht sah.
"Tod, wo ist Deine Stachel, Hades, wo ist dein Sieg?"
Christ ist erstanden, und du bist gestürzt.
Erstanden ist Christus und gefallen sind die Dämonen.
Erstanden ist Christus und es freuen sich die Engel.
Erstanden ist Christus und das Leben ist befreit.
Erstanden ist Christus und der Toten ist keiner mehr im Grab.
Denn Christ ist erstanden von den Toten
und ward der Erstling derer, die entschlafen waren.
Ihm sei Ehre und Macht in Ewigkeit. Amen.
Evangelium
Die Osterbotschaft (Joh 20,11-18)
Dominikaner Kirche - Colmar
Jesus erscheint Maria Magdala
Maria von Magdala stand draußen vor dem Grab und weinte. Als sie nun weinte, schaute sie in das Grab und sieht zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, einen zu Häupten und den andern zu den Füßen, wo sie den Leichnam Jesu hingelegt hatten. Und die sprachen zu ihr: Frau, was weinst du? Sie spricht zu ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben. Und als sie das sagte, wandte sie sich um und sieht Jesus stehen und weiß nicht, daß es Jesus ist. Spricht Jesus zu ihr: Frau, was weinst du? Wen suchst du? Sie meint, es sei der Gärtner, und spricht zu ihm: Herr, hast du ihn weggetragen, so sage mir, wo du ihn hingelegt hast; dann will ich ihn holen. Spricht Jesus zu ihr: Maria! Da wandte sie sich um und spricht zu ihm auf hebräisch: Rabbuni!, das heißt: Meister! Spricht Jesus zu ihr: Rühre mich nicht an! Denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott. Maria von Magdala geht und verkündigt den Jüngern: Ich habe den Herrn gesehen, und das hat er zu mir gesagt.
Interpretation
Die Begegnungen mit dem Auferstandenen haben etwas Flüchtiges, Ungreifbares, Unbegreifliches.
Jesus erscheint und entzieht sich. Er wirkt verändert, so dass er selbst von den vertrautesten Menschen nicht gleich erkannt wird. Wenn er aber von seinen Freunden erkannt wird, verschwindet er vor ihren Augen.
Ostererfahrungen sind Augenblickerlebnisse. Und doch scheint in ihnen eine unzweifelhafte Gewissheit gelegen zu haben, denn sie haben die Betroffenen tiefgreifend verändert.
Im Johannesevangelium ist Maria Magdalena der erste Mensch, dem sich Jesus als Auferstandener zeigt. Auf dem Weg zum Grab ist sie eingesponnen in ihre Trauer, unfähig, die Welt um sich herum wahrzunehmen. Realitätsverlust ist häufig ein Schutz gegen übermächtigen Schmerz.
Als Jesus ihre Trance durchbricht, will sie unwillkürlich auf ihn zustürzen. Auch das eine natürliche Trauerreaktion: Regression, die Rückkehr in alte Verhaltensmuster, das Anklammern an Erinnerungen.
Doch diese Flucht verwehrt ihr Jesus:
Noli me tangere! Rühr mich nicht an!
Es gibt kein Zurück, nur ein Neu.
Ostererwachen -
für einen Augenblick ist der Schleier gelüftet,
der gewoben ist aus unseren festen Vorstellungen.
Wir bleiben danach
heilsam verwirrt.
Gedicht
Auferstehung
Manchmal stehen wir auf,
stehen wir zur Auferstehung auf
mitten am Tage
mit unserem lebendigen Haar
mit unserer atmenden Haut.
Nur das Gewohnte ist um uns,
keine Fata Morgana von Palmen
mit weidenden Löwen
und sanften Wölfen.
Die Weckuhren hören nicht auf zu ticken.
Ihre Leuchtzeiger löschen nicht aus.
Und dennoch leicht
und dennoch unverwundbar
geordnet in geheimnisvolle Ordnung,
vorweggenommen in ein Haus aus Licht.
Marie Luise Kaschnitz
Chora Church Istanbul - Orthodoxes Fresko
Der auferstandene Christus führt Adam und Eva aus der Schattenwelt des Todes
Lied
Christ ist erstanden von den Toten,
im Tode bezwang er den Tod
und schenkte den Entschlafnen das Leben.
(orthodoxer Ostergesang)
Klangbeispiel: Christ ist erstanden - Byzantinische Osterliturgie
Chorodia der Benediktinerabtei Niederaltaich
Liturgie
Osternachtfeier
An Ostern geht es um mehr als um menschliche Trauerbewältigung.
Es geht um das grundlegende Gesetz des Lebens:
Wenn Christus auferstanden ist,
dann geht das Leben durch Kreuz und Grab hindurch.
Nicht der Tod verschlingt also am Ende das Leben,
sondern das Leben hat den Tod in sich verschlungen.
Nirgends wird die kosmische Gültigkeit der Auferstehungsbotschaft besser erfahrbar als in der Osternachtsfeier, bei der Jesu Weg aus dem Grab bewusst nachvollzogen wird im Erlebnis des Sonnenaufgangs.
Die Liturgie der Osternacht, die in der dunklen Kirche beginnt, führt durch fünf Stationen (I-V). Die Feier beginnt ohne Glocken, Orgel oder andere Instrumente mit alttestamentlichen Lesungen aus der Dunkelheit (I.), in denen sich die Chaosaspekte der Schöpfung und die Erlösungssehnsucht der Menschen ausdrücken. In der sich anschließenden Lichtfeier (II.) wird die Osterkerze mit traditionellen Gesängen hereingetragen (Lumen Christi; Exultet) und das Licht an die Gemeinde ausgeteilt. Vor oder nach der Verlesung des Osterevangeliums (III.) und dem strahlenden Jubelgesang "Halleluja" kann eine Taufe oder Taufgedächtnisfeier (IV.) stattfinden, mit der das Christusgeschehen auf den Einzelnen bezogen wird. Das abschließende Abendmahl (V.) als freudige Feier der von Todesangst Befreiten lässt sich gut in einem gemeinsamen Osterfrühstück fortsetzen.
Gebet
Allmächtiger Gott,
gib, dass uns nur das nicht widerfährt,
daß Jesus Christus,
nachdem er von den Toten auferstanden ist,
wiederum in uns stirbt.
Origenes
Brauchtum
Gang zum Friedhof
Vor oder nach dem Osterfrühstück kann man einzeln oder gemeinsam zum Friedhof gehen, um der Toten zu gedenken, die in die Osterfreude hineingenommen sind. Das Lied "Christ ist erstanden" kann gesungen werden. Auf den Grabstätten kann ein Osterlicht aufgestellt werden. Osterwasser kann bei den Gräbern in die Erde geträufelt werden.
Osterwasser
Einem Volksbrauch nach muss das Osterwasser in der Nacht von Ostersamstag auf Ostersonntag zwischen Mitternacht und Sonnenaufgang aus einer Quelle oder einem klaren, fließenden Bach geschöpft werden. Das Wasser muss von Frauen geholt werden - und der Weg hin und wieder heimwärts muss schweigend beschnitten werden; sinnvoll wäre auch barfuss.
Neben vorchristlichen Wurzeln könnte ein biblischer Hintergrund für den Brauch das Motiv der Frauen sein, die sich am Ostermorgen mit Gefäßen zum Grab aufmachen. Das Osterwasser kann in die Liturgie des Osternachtsgottesdienstes eingebunden und zur Taufe oder Tauferinnerung verwendet werden.
Osterfeuer
Archaische Frühlingsfeuer haben sich vielleicht bisweilen in Inszenierungen des Sommerbeginns erhalten, bei denen der Sieg der Sonne über die winterliche Todesstarre gefeiert wurde.
Christliche Lichtfeiern zu Ostern sind freilich länger bezeugt als alle vermuteten nordischen Bräuche. Die Entzündung des Osterlichtes ist das zentrales Ereignis der Osterfeier in der Jerusalemer Grabeskirche. Nachdem dort im Heiligen Grab das Feuer auf geheimnisvolle Weise entfacht wurde, wird es von den Gläubigen schnell über die Stadt ausgebreitet und in die Häuser getragen.
In Lippoldsberg wird das Feuer für die Osterkerze vor Beginn der Osternachtfeier nach alter Sitte aus einem Stein geschlagen (Symbol des aus dem Tod entspringenden Lebens). Die Osterkerze brennt dann ganzen Tag über in der Kirche. Am Abend wird sie von Konfirmanden herausgetragen, um damit das Osterfeuer zu entzünden.
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