Lätare
4. Sonntag der Passionszeit
Inmitten der dunklen Themen der Passionszeit leuchtet ein Sonntagsname wie funkelnder Edelstein: Lätare - das heißt: Sich freuen!
Auf dem langen Weg mit Jesus durch Kreuz und Tod, sollen wir das Ziel nicht aus den Augen verlieren. Denn der christliche Glaube ist nicht so griesgrämig, wie man manchmal meint. - Im Gegenteil.
Das Ziel des Christenlebens ist Freude in Fülle, und das auch schon jetzt, nicht erst nur nach dem Tod. Aber tiefe, alles umgreifende Freude ist nicht ohne den Tod zu haben. Die Erfahrungen von Leid und Schmerz wollen integriert sein in unserem Leben. Nur dann wird es ganz und heil und tiefgründig fröhlich.
Evangelium
(Joh 12,24)
Der zentrale Vers aus dem Evangelium dieses Sonntags ist zugleich der Wochenspruch. Ein Bildwort Jesu, das zumindest in einer bäuerlich geprägten Lebenswelt in der Zeit des Frühjahrs und der Aussaat besonders eingängig ist:
"Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht."
Interpretation
Wer sein Leben (das sind auch die Lebensumstände, Menschen, Meinungen, Besitz ...) ängstlich festhält, der wird es früher oder später doch verlieren und ist dabei ständig von Angst bestimmt. Wer aber bereit ist, sich hinzugeben, geht aufs Neue ein in den ständig sich wandelnden Strom des Lebens.
Aus dieser Einsicht soll keine Lebenshaltung wachsen, die allen Verlusten gegenüber unempfindlich wäre, wohl aber eine zuversichtliche Freude, die auch neben tiefempfundenen Leid bestehen kann. Davon erzählen viele der alten Kirchenlieder.
Lied
In dir ist Freude in allem Leide,
o du süßer Jesu Christ!
An dir wir kleben
in Tod und Leben,
nichts kann uns scheiden. Halleluja.
Cyriakus Schneegass, 1598, aus EG 398,1
Weicht, ihr Trauergeister,
denn mein Freudenmeister,
Jesus, tritt herein.
Denen, die Gott lieben,
muß auch ihr Betrüben
lauter Freude sein.
Duld ich schon hier Spott und Hohn,
dennoch bleibst du auch im Leide,
Jesu meine Freude.
Johann Franck, 1653, EG 396,6
Gedanken
Der Mensch ist nicht zum Vergnügen, sondern zur Freude geboren. Paul Claudel
Brauchtum
Ungewöhnlich wie das Thema des Sonntags ist auch die Liturgische Farbe, die an diesem Tag für die liturgischen Tücher vorgesehen war: Rosa. Die Farbe erinnert an einen römischen Brauch, demzufolge der Papst am Sonntag Lätare eine goldene Rose weihte, um damit hervorragende Persönlichkeiten auszuzeichnen. Hintergrund dieser Sitte war wiederum ein altrömisches Frühlingsfest, an dem man sich - ähnlich wie an unserem Valentinstag - gegenseitig mit Blumen erfreute. Allerdings haben die wenigsten Gemeinden eigens rosa Behänge, die ja nur für diesen einen Sonntag zu verwenden wären.
Neuerdings hat sich, angeregt durch das Sonntagsevangelium, mancherorts die Sitte ausgebildet, Saatweizenkörner während des Gottesdienstes in eine Schale mit Erde zu säen. Bis Ostern kann man dann beobachten, wie grüne Triebe aus der dunklen Erde wachsen.
[ Zurück zu "Zeiten" | weiter ]