Aschermittwoch
Beginn der Passionszeit
Mit dem Aschermittwoch beginnt in der Kirche die Passionszeit und damit die von Ostern bestimmte Festfolge. In vielen Kirchen finden in dieser Zeit Passionsandachten oder Kreuzwegmeditationen statt. In den Bildern der Passion Christi begegnet uns - wie in einem Spiegel - unsere eigene, oft unbewußte Schuld- und Leidenswirklichkeit.
40 Tage der Vorbereitung auf Ostern
Die Zahl 40 kommt in der Bibel öfter vor, wenn es um Vorbereitungszeiten geht: Das Volk Israel irrte 40 Jahre durch die Wüste, bevor es das gelobte Land erreichte. Elia wanderte 40 Tage durch die Wüste, bevor er Gott begegnete. Und Jesus zog sich 40 Tage in die Wüste zurück, bevor sein öffentliches Wirken begann. Also hat die Kirche auch ihrem zentralen Fest eine vierzigtägige Wüstenzeit vorgeschaltet. 1091 legte das Konzil von Benevent den Aschermittwoch als Beginn der Fastenzeit fest.
Aber: Von Aschermittwoch bis Ostern sind es 46 Tage! Die richtige Zahl ergibt sich, wenn man die sechs Sonntage abzieht. Der Sonntag wird als das allwöchentliche Osterfest begangen, als Tag des Herrn. Da wird nicht gefastet, sondern gefeiert. An solchen Stellen wird deutlich, dass das Kirchenjahr weniger eine erdachte als eine gefundene Ordnung ist; es ähnelt einer musikalischen Komposition, in der sich verschiedene Rhythmen überlagern können, die sich am Ende doch zu einem harmonischen Ganzen zusammenfügen.
Passionszeit als Bußzeit
Von Sünde und Buße ist in der Kirche viel die Rede. Vielleicht zuviel, denn solche Worte erreichen uns oft nicht mehr. Das in der christlichen Tradition einmal so wichtige Element der Buße ist zu einer erstarrten Gefühlslage geronnen. Es drängt uns zurück in kindliche Ohnmachtserfahrungen wie Scham oder Zerknirschung. Klebrige Erinnerungen, von denen man nicht loskommt.
Buße heißt aber ursprünglich "den Sinn ändern" und bezeichnet eine lebendige Bewegung: einen zwar schwierigen, aber befreienden Prozess. Buße meint, sich dem eigenen Schatten zu stellen, vor dem man sonst oft wegzulaufen versucht. Wer umkehrt, kann erleben, dass das zuvor Gemiedene allmählich seine Schrecken verliert. Wirkliche Buße macht nicht klein, sondern weitet.
Passionszeit als Fastenzeit - eine Möglichkeit
Wir leben in einem Land, in dem derzeit - für Geld - immer alles zu haben ist. Früher, als die Menschen im Ausgang des Winters oft Not litten, hat die Kirche ihnen auch noch Fastenzeiten auferlegt.
Das war durchaus geschickt, denn indem aus der Not eine Tugend machte, war die Jahreszeit der zur Neige gehenden Wintervorräte leichter zu überstehen. Sie haben in mageren Zeiten den Verzicht geübt, um dann im Frühling an Ostern um so freudiger die Rückkehr des Lebens zu begrüßen.
Durch solche Zeiten freiwilligen Verzichts werden die ganz einfachen Dinge des Lebens tiefer und bewußter erfahren.
Fastengedanken
Wie durch ein enges Tor kommt man durch Beten und Fasten in einen weiten Raum. Basilius der Große
Gebet
Allmächtiger und ewiger Gott,
du hassest nichts, das du geschaffen hast,
und verzeihst all denen ihre Schuld, die bußfertig sind.
Schaffe in uns neue, reumütige Herzen,
damit wir unsere Sünden aufrichtig bedauern
und unsere Elend bekennen,
und von dir, dem Gott allen Erbarmens,
vollkommene Vergebung und Befreiung erhalten,
durch Jesus Christus, unseren Herrn.
Sieben Wochen Ohne - Sieben Wochen anders leben
In den letzten Jahren hat sich, ausgehend von der evangelischen Kirche, eine neue, sympathische Fastentradition entwickelt, der sich inzwischen alljährlich mehrere Millionen Menschen anschließen. Unter dem Motto "Sieben Wochen ohne" (Sieben Wochen anders leben) bestimmt jede und jeder selbst, was er oder sie zwischen Aschermittwoch und Ostern lassen will. Sei es nun Alkohol, das Auto oder Medienkonsum - die durch den Verzicht veränderten Alltagserlebnisse geben Anstoß zum Nachdenken.
Informationen und Anregungen zu dieser Aktion unter: "7 Wochen ohne"
Liturgisches Brauchtum
Der Aschermittwoch kann in der Kirche mit einer Aschenkreuz-Andacht begangen werden. Einer sinnreichen Symbolik folgend, wird die Asche der Aschenkreuze durch Verbrennung des Palmsträuße des Palmsonntags gewonnen.
In der Bibel gehört Asche zu den Trauer-riten: Menschen, die einen Schmerz zu verarbeiten haben, zerreißen ihre Kleider und streuen sich Asche auf´s Haupt.
"In Sack und Asche gehen" ist ein Ausdruck der inneren Zerrissenheit, des Gefühls, dass das Leben sich verdunkelt hat und aller Glanz verloren scheint. Aber Trauer ist eine lebendige Bewegung, ein Prozess der Verwandlung. Sie mündet am Ende in die Erfahrung, dass Leben neu aufersteht - wie ein Phönix aus der Asche.
"Du hast mir meine Klage verwandelt in einen Reigen, du hast mir den Sack der Trauer ausgezogen und mich mit Freude gegürtet." heißt es im 30. Psalm.
Der jüdische Rabbi Bunam lehrte darum seine Schüler: Jeder von euch soll sich in seinen Rock zwei Taschen machen lassen. In jede der beiden steckt ihr einen Zettel. Auf den Zettel der rechten Seite sollt ihr schreiben "Ich bin nur Staub und Asche." Und auf den Zettel für die linke Tasche schreibt ihr: "Um meinetwillen hat Gott die Welt erschaffen."
Beides ist wahr; aber je nachdem in welcher Lage ihr euch befindet, sollt ihr in die rechte oder die linke Tasche greifen. Im Augenblick eines Triumphes haltet euch vor Augen: "Ich bin nur Staub und Asche." Wenn ihr aber am Boden zerstört seid, dann lasst euch erinnern. "Um meinetwillen hat Gott die Welt erschaffen."
Ash - aus einer Fotoserie zum Aschermittwoch
© David Farrell (Ireland/Dublin)
Der irische Fotograf David Farrell hat im Anschluss an eine Aschermittwochmesse Kirchgänger in Dublin überreden können, mit dem Aschekreuz auf der Stirn in seinem mobilen Studio Portrait zu sitzen. Eine beeindruckende Serie von Bildern unter dem Namen "Ash" ist dabei entstanden.
Weitere Bilder und Arbeiten des Fotografen auf folgenden englischsprachigen Internetseiten:Artist Source »»
Homepage David Farrell »»
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