Fronleichnam
Reformation und Fronleichnamsfrömmigkeit
- Einleitung
- Wie entstand das Fest mit dem seltsamen Namen?
- Hostienkult
- Die Gestalt des Festes
- Reformation und Fronleichnamsfrömmigkeit
- Spurensuche nach den Wurzel des Brauchtums
Letztlich war es erst die Reformation, die dem Fronleichnamsfest wirklich zum Durchbruch verhalf. Denn nun wurde die Prozession zum Demonstrationszug der katholischen Gegenreformation. Mit deutlichem Propagandainteresse formulierte das Konzil von Trient 1551.
Wandlungsschau oder Essen?
"Jährlich einmal soll dieses hocherhabene und verehrungswürdige Sakrament an einem eigenen und festlichen Tag mit einzigartiger Würde und Festlichkeit gefeiert werden, wobei es in Prozessionen angebetet und verherrlicht über Straßen und öffentliche Plätze herumgetragen werde." ... "Denn es geziemt sich gerade so, die siegreiche Wahrheit im Triumph über Lüge und Ketzerei zu führen, so dass deren Widersacher im Anblick so großen Glanzes und hineingestellt in eine so überwältigende Freude der universalen Kirche, entweder in Kraftlosigkeit und gebrochen sich auflösen oder von Scham erfasst und verwirrt endlich wieder zu Verstand kommen." (Trienter Konzil, Sessio 13, Kap. 5 am 11. 10. 1551)
Fronleichnamsprozession (ca. 1680)
Die Reformatoren, die die Machtanmaßung der Priester und der Kirche kritisierten und das Abendmahl von der Wandlungsschau wieder zu einem Essen zurückführten, hatten mit allem Hostienkult auch die Fronleichnamsfrömmigkeit verworfen.
Martin Luther schreibt daüber in scharfer Klarheit:
"Ich bin keinem Fest mehr feind ... als diesem. Denn es ist das allerschändlichste Fest. An keinem Fest wird Gott und sein Christus mehr gelästert, denn an diesem Tage und sonderlich mit der Prozession. Denn da tut man alle Schmach dem heiligen Sakrament, dass man's nur zum Schauspiel umträgt und eitel Abgötterei damit treibet. Es streitet mit seiner Schmink und erdicht'en Heiligkeit wider Christi Ordnung und Einsetzung. Denn er es nicht befohlen hat also umherumtragen. Darum hütet euch vor solchem Gottesdienst!" (Auslegung von Joh 6, 1530, Kirchenpostille 1521, Tischreden)
Brot und Wein
Theologie contra Volksbrauch
So hält es die evangelische Kirche bis heute. Tatsächlich ist das Fronleichnamsfest in seiner theologischen Begründung indiskutabel.
(siehe Helmut Fischer: Fronleichnams-Prozession - Erwägungen zur „Beteiligung" evangelischer Gemeinden. In: Hess. Pfarrerblatt 2/2005, S. 52 ff.)
Aber man tut gut daran, selbstkritisch zu fragen, ob eine rein theologische Betrachtungsweise dem bunten Volksbrauch wirklich gerecht wird? Auch evangelische Gemeinden feiern im Frühsommer "Gottesdienste im Grünen", weil es einfach gut tut, in dieser Zeit hinauszugehen.
Eine Prozession jedoch ist durch das Element der Bewegung noch einmal etwas anderes als eine Feier im Freien am festen Ort. Die Prozession führt durch die Straßen der Alltagswelt. Und den Familien oder Vereinen, die am Fronleichnamsmorgen die Stationsaltäre errichten, ist es wichtig, ihren Lebensort für Gottes Segen zu bereiten. Oft haben Frauen am Vortag in ihren Gärten Blumen gesammelt und die Blütenblätter zu großen Blütenteppich mit farbenfrohen Mustern ausgestreut - oder zu richtigen Bildern. Da ist vieles einfach schön, ohne irgendeinen Gedanken an Transsubstantiation.
Blumenteppich zu Fronleichnam
© mit freundlicher Genehmigung des "Kolpingsfamilie Ochsenhausen e.V."
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