Kunsthistorische Einordnung der Klosterkirche
IV Vorstufen und Parallelen
von Christina Müther, Kunsthistorikerin M.A.
1. Säulenhalle
Der Lippoldsberger Sakralbau beeinflusste weitere Bauten der Region, die Details des "Lippoldsberger Schemas" übernahmen.
Klosterkirche Lippoldsberg
Säulenbasis und -kapitelle in der Nonnenkrypta
Für das Westbau-Schema, insbesondere die Säulenhalle, wird die Prämonstratenser-Klosterkirche zu Cappel bei Lippstadt als Vorläuferin und Inspiratorin angesehen. Um 1140 wurde hier die kryptenartige Pfeilerhalle errichtet, die mit einem Säulenvorbau für den Emporenaltar die flach gedeckte Nonnenempore trägt. Während die Aufteilung in drei Schiffe und fünf Joche noch mit Lippoldsberg übereinstimmt, fallen in Cappel die von den Pfeilerkämpfern ausgesandten Gurt- und Scheidbögen auf, die in Lippoldsberg fehlen. Die Lippoldsberger Säulen sind eine Weiterentwicklung im Vergleich zu den in Cappel eingesetzten Pfeilern.
Klosterkirche Lippoldsberg
Säule unter der Nonnenempore
Die Petrikirche in Soest, um 1150 datiert, besitzt im Westen eine vierjochige Säulenhalle in Mittelschiffsbreite, die sich in einer Dreierarkade wie in Lippoldsberg zum Langhaus öffnet. Während sich auf der Westempore die Kapitelle der schon von Lippoldsberg bekannten Formensprache bedienen (Doppelschilde, Lilien), richten sich die Bauplastik der Eingangshalle stark nach St. Godehard in Hildesheim, formenreiches Ranken- und Flechtwerk überzieht die Kapitelle.
Klosterkirche Lippoldsberg
Säule unter der Nonnenempore
Auffällige Ähnlichkeiten mit der Lippoldsberger Eingangshalle hat auch die Kirche des ehemaligen Prämonstratenser-Doppelklosters in Germerode. Die Gewölbe- und Pfeilerbildung der Germeroder Säulenhalle hält sich eng an diejenige in Lippoldsberg. Auch die Aufteilung in drei Schiffe mit fünf Jochen und die Dreiarkadenöffnung zum Hauptschiff läßt eine Vorbildfunktion Lippoldsbergs vermuten. Germerode wird in das 3. Viertel des 12. Jahrhunderts datiert.
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