Die Geschichte der Klosterkirche Lippoldsberg
5. Mainzer Erzbischöfe an der Weser
Zu diesem Zeitpunkt war im Deutschen Reich wegen der Besetzung kirchlicher Ämter, durch weltliche Machthaber und entgegen den Interessen der Kirche der so genannte Investiturstreit voll entbrannt.
Wie weit die Verflechtung zwischen kirchlichen Ämtern und weltlicher Macht in ihrer Widersprüchlichkeit ging, zeigt das Amt des Erzbischofs von Mainz in dessen Einflussbereich Ende des 11. Jahrhunderts das Kloster Lippoldsberg entstand.
Der Mainzer Erzbischof war nicht nur das Oberhaupt des größten, zusammenhängenden Bistums, das sich von der Pfalz, dem Rhein - Main - Gebiet über Hessen bis ins südliche Niedersachsen und nach Thüringen erstreckte. Er war zugleich auch von Amts wegen Erzkanzler und vornehmster Reichsfürst.
Es war ein Inhaber eben dieses machtvollen Amtes - er hatte es von 1051 - 1059 inne - dem die Gründung einer ersten Kirche auf dem bereits erwähnten Schotterhügel an der Weser zu geschrieben wird. Und das nicht von ungefähr, denn der Mainzer Erzbischof dieser Jahre hieß Lippold.
In den Quellen, die diese erste Kirchengründung beschreiben, ist viel von der Schönheit des Ortes die Rede. Doch kann man getrost davon aus gehen, dass sich ein Mann in der Position des Erzkanzlers und Erzbischofs von Mainz nicht durch eine "waldreiche Gegend" oder von der - unbestrittenen - Schönheit einer Landschaft zur Gründung einer Kirche - die ja unterhalten werden muss - hinreißen lässt. Vielmehr wird es stichhaltige Gründe dafür gegeben haben.
Schlacht an der Weser
So lag und liegt Lippoldsberg an einer der wenigen Furten im Oberweserraum. Schon in der Lebensbeschreibung des Heiligen Bonifatius - des Apostels der Deutschen - wird eben jene Furt als Ort einer Schlacht zwischen den Franken unter Karlmann und den Sachsen beschrieben.
Über diese wichtige Furt führte der alte Weg vom Rhein über Geismar, das heutige Hofgeismar, Richtung Thüringen, wo ja wie bereits beschrieben ausgedehnte Ländereien und Interessen des Erzbistums lagen. So wird es sich bei dieser Kirchengründung, der der Kauf von Grund und Boden vorausging, eher um die Inbesitznahme einer Etappenstation gehandelt haben.
Vielleicht gab es zu diesem Zeitpunkt bereits eine Ansiedlung, die der Unterbringung einer Mainzer Reisegesellschaft dienlich sein konnte. Lippold von Mainz kaufte nicht nur den Hügel zwischen Schwülme und Weser vom Kloster Corvey, sondern noch landwirtschaftliche Nutzflächen hinzu, um so die Versorgung sowohl des Standortes als auch der Durchreisenden sicher zu stellen.
Bei dem Versuch diesen ersten Kirchenbau zu datieren, muss spekuliert werden. Als sicher gilt ein Zeitpunkt in den drei Jahren vor 1059 - dem Todesjahr Lippolds.
Nun könnte man annehmen, dass ein so kleiner Ort eher an der Peripherie der Mainzer Interessen schnell in Vergessenheit geraten wäre.
Doch bereits Lippolds Nachfolger der Erzbischof Siegfried I. wandte dem Ort seine volle Aufmerksamkeit zu. Siegfried von Mainz war als Erzbischof eines der herausstechendsten Beispiele, wie tief das Amt des Erzbischofs von Mainz in die Spannungen zwischen Reich und Rom verstrickt war. Der ehemalige Abt von Fulda wechselte im Investiturstreit mehrfach die Seiten, so dass er 1076 sogar vom Papst exkommuniziert wurde. Dieser scheint den Bann bereits im folgenden Jahr wieder aufgehoben zu haben, denn bereits 1078 geriet Siegfried von Mainz auf päpstlicher Seite stehend in die Gefangenschaft Kaiser Heinrichs des IV.
Mit dieser fast vier Jahre währenden Gefangenschaft hat es etwas Besonderes auf sich, denn die Legende, als auch die Quellen des Klosters behaupten, dass Siegfried in dieser Zeit das Gelübde abgelegt haben soll, bei seiner Befreiung in Lippoldsberg eine steinerne, dem Heiligen Georg geweihte Kirche zu erbauen.
Bei der Umsetzung dieses Gelübdes stattete Siegfried die neue Kirche reich aus. Er unterstellte ihr die Mainzer Eigenkirche in Oedelsheim und ordnete ihr die Gläubigen von fünf sie umgebenden Ortschaften zu, von denen heute nur noch Bodenfelde existiert. Mit den Abgaben die diese an die Lippoldsberger Kirche zu leisten hatten und der Bestätigung der bereits von Lippold übereigneten Felder, Wiesen und Wasserechten war die Kirche reich ausgestattet.
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