Nikolaus
Heiliger zwischen Kult und Klamauk - 5
In neun Kapiteln geht Christian Trappe der Frage nach, wie sich die Nikolaus-Legende entwickelt und erhalten hat.
- Einführung - Wer war Nikolaus
- Die Stratelaten-Legende
- Brot für Myra
- Entfaltung der Legenden und Bräuche
- Die Scholarenlegende
- Die Anfänge des Spiels im Mittelalter: das Kinderbischofsspiel
- Die Entwicklung der Beschertraditionen zu Nikolaus
- Knecht Ruprecht und Weihnachtsmann
- Resümee
Die Scholarenlegende
Im 12.Jahrhundert entstand in Nordfrankreich eine neue Nikolaus-Legende, die sich als überaus folgenreich erweisen sollte: Die Geschichte von der wunderbaren Rettung dreier Studenten.
Drei wandernde Scholaren nehmen Quartier in einem einsamen Gasthof. Der Wirt, der Wertsachen bei ihnen vermutet, ermordet die Drei. Um die Leichen loszuwerden und zudem noch einen Gewinn zu machen, zerschneidet er die Leiber und pökelt die Fleischbrocken in einem Fass ein.
Am Morgen danach erscheint der Heilige Nikolaus in dem Gasthaus. Er verlangt Pökelfleisch und deckt das Verbrechen auf. Auf seine Fürbitte werden die drei Scholaren von Gott wieder zum Leben erweckt.
Seit der Jungfrauenlegende galt Nikolaus als besonderer Freund der Kinder. Nun wurden seine Patronate auf eine neue Gruppe ausgeweitet: Studenten.
Dass dies nun gerade im Nordfrankreich des 12.Jahrhunderts geschah, leuchtet ein, wenn man bedenkt, dass dort das geistliche Zentrum der Epoche lag. 1175 wurde in Paris die Sorbonne gegründet; dorthin strömte die bildungsbeflissene junge Generation. Und dieser neue Stand brauchte einen starken Schutzheiligen.
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