4. Sonntag nach Epiphanias - Retter der Welt
Salvator-mundi
byzantinisches Mosaik, 12. Jh.
Der Gedanke dass die Welt einer Erlösung bedarf ist uralt und findet sich in den monotheistischen Weltreligionen genauso wie im Buddhismus.
Evangelium
Die Stillung des Seesturmes (Mk 4,35-41)
Buchmalerei aus dem Hitda Codex
Köln um 1000
Am Abend desselben Tages sprach Jesus zu den Jüngern: Laßt uns hinüberfahren. Und sie ließen das Volk gehen und nahmen ihn mit, wie er im Boot war, und es waren noch andere Boote bei ihm.
Und es erhob sich ein großer Windwirbel, und die Wellen schlugen in das Boot, so daß das Boot schon voll wurde. Und er war hinten im Boot und schlief auf einem Kissen. Und sie weckten ihn auf und sprachen zu ihm: Meister, fragst du nichts danach, daß wir umkommen?
Und er stand auf und bedrohte den Wind und sprach zu dem Meer: Schweig und verstumme! Und der Wind legte sich, und es entstand eine große Stille. Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr so furchtsam? Habt ihr noch keinen Glauben?
Sie aber fürchteten sich sehr und sprachen untereinander: Wer ist der? Auch Wind und Meer sind ihm gehorsam!
Interpretation
Eine dramatische Szene: Das Boot der Jünger Jesu gerät in einem Sturm in Seenot. Die Angst der Männer, von denen einige erfahrene Fischer sind, steht in einem krassen Gegensatz zu der Gelassenheit Jesu, der schlafend auf einem Kissen ruht.
Dieser Kontrast provoziert denn auch den Vorwurf: Meister, fragst du nichts danach, daß wir umkommen? - Jesus geht auf den Vorwurf zunächst nicht ein, sondern steht schweigend auf und stillt den Sturm, erweist sich als Retter und Herr über die Elemente.
Dann aber gibt er den Vorwurf an seine Schüler zurück: Was seid ihr so furchtsam? Habt ihr noch keinen Glauben?
Die Szene spiegelt bildhaft eine menschliche Grunderfahrung: Unser Leben ist gefährdet, manchmal konkret bedroht. Und Gott? - scheint abwesend, unser Rufen zu ihm ungehört.
Aber Gott ist da, auch im Abgrund der Welt. Er rettet uns nicht vor aller Gefahr, aber er vermag uns inmitten aller Gefahr zu bewahren. Darum das Herausfordernde in der Antwort Jesu: Ängstlichkeit keine christliche Tugend.
Gedanke
Nah ist und schwer zu fassen, der Gott.
Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch!
Friedrich Hölderlin: Hymne "Patmos", 1802
Lied
EG 533: Du kannst nicht tiefer fallen
1. Du kannst nicht tiefer fallen als nur in Gottes Hand, die er zum Heil uns allen barmherzig ausgespannt.
2. Es münden alle Pfade durch Schicksal, Schuld und Tod doch ein in Gottes Gnade trotz aller unsrer Not.
3. Wir sind von Gott umgeben auch hier in Raum und Zeit und werden in ihm leben und sein in Ewigkeit.
Arno Pötzsch, 1941
[ Zurück zu "Zeiten" | weiter ]