Gunther Emmerlich - Festliches Konzert
Ohrenschmaus mit tiefen Bässen
Bericht der HNA vom 20.Januar 05 (Angelika Großwiele)
v.l.: Klaus Bender, Gunther Emmerlich, Sabina Herzog, Kurt Sandau
Die riesige Basilika im Oberweserraum an einem trüben Wochentag mit einem konventionellem Musikprogramm - und dennoch gefüllt bis auf den letzten Platz - wie kann das sein? Natürlich: Ein Fernsehstar war angesagt.
Gunther Emmerlich, der Nation bekannt als Sänger und Moderator der ARD-Sendung "Zauberhafte Heimat", erschien mit einer Begleittruppe aus früheren, aktiven Zeiten an der Semperoper Dresden, nämlich dem Trompeter Kurt Sandau und dem Orgelspieler Klaus Bender (ehemals Korrepetitor an der Dresdener Oper - das ist der, der mit den Sängern die Partien einstudiert); dabei wurde die Männergruppe erweitert durch ein weibliches Element, die Cellistin Sabina Herzog, deren klangvoller Vita im Programm zu entnehmen war, dass sie mehr als nur Stippvisitin aus dem klassischen Bereich heraus ins Salonmilieu macht.
v.l.: Kurt Sandau, Klaus Bender
Alle drei Instrumentalisten durften ihre virtuos-solistischen Qualitäten auch durch eigene Solobeiträge demonstrieren - das berühmte "Adagio" von Albioni für Trompete, ein Arioso für Horn, zwei Sätze aus einer Bachschen Cellosonate und ein Orgelwerk von Pachelbel. Alles andere war natürlich auf die Hauptfigur des Abends zugeschnitten.
Ganz zweifellos verfügt Gunther Emmerlich über eine große, wendige und füllige Stimme - aber muss deshalb nahezu jedes Stück von Bach und Händel über Haydn und Caldara bis zu Cesar Franck der Demonstration extremer Bass-Tiefe dienen (nach dem Motto: Seht her, ihr Don Kosaken, ich kann's auch!)? Und was ist, wenn die Stücke diese Tiefe nicht hergeben? Dann wird einfach oktaviert, auch wenn das die Grenzen des edlen Gesangs überschreitet.
Dazwischen, wie wir das aus manchen Fernsehsendungen kennen: freundliches Geplauder über Musik und die Welt, insbesondere die eitlen Frauen und Sonstiges. Dabei macht sich Gunther Emmerlich nicht einmal die Mühe, seinen umfangreichen Zitatenschatz - was je über Musik und ihre edlen Wirkungen gesagt wurde - in irgendein thematisches Verhältnis zu setzen, geschweige denn, eine Beziehung zu den dargebotenen Musiken herzustellen. Aber vielleicht erwartet das auch keiner - man will schließlich eine schöne Stimme hören und kommt dabei ja auch auf seine Kosten, selbst bei diesen gepfefferten Eintrittspreisen.
Gunther Emmerlich
Die Highlights der Musikliteratur für Bass-Stimme aus Haydns Schöpfung, Bachs Magnificat, Händels Messias und Dettingers Te Deum - es ist schon ein wahrer Ohrenschmaus, wenn Emmerlich seine raumfüllende Kraft verströmt, verstärkt auch durch die glänzende Trompetenstimme (wo die im Original nicht zu finden ist, wird sie dazu arrangiert)! Überhaupt: Das Arrangement! Neben dem vordergründigen Musikereignis war das vielleicht die hintergründige Besonderheit: Etwa, was der Organist zu den Spirituals spielte, die Emmerlich mit ziemlich Brachialgewalt darbot. Und weil intensive Wirkung auch im Zarten liegen kann, gab es zwei wohlbekannte Abendlieder als Choralbearbeitung für das ganze Ensemble zum Schluss.
Klar, dass dieser Abend nicht ohne Zugaben ausklang. Da griff man dann noch einmal tief in die Perlenkiste. Mit Ave Maria von Bach-Gounod und Jesus bleibet meine Freude von Bach verabschiedeten sich Gunther Emmerlich und seine Mitspieler von ihrem zufriedenen Publikum.
Es war übrigens nicht der erste Gunther, der Lippoldsberg einen wesentlichen Besuch abstattete: wie Ortspfarrer Christian Trappe als stellvertretender Hausherr (organisiert war das Konzert von der Tourist-Information Uslar) in seiner Begrüßung erläuterte. Vor 850 Jahren kam ein päpstlicher Gesandter namens Gunther und brachte die Baupläne für das gigantische Kirchenbauwerk.
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