Drei Dinge braucht der Mensch
Eine Geige, eine Virtuosin und einen Klangraum wie die Klosterkirche Lippoldsberg
Bericht der HNA vom 2. September 2008 (Nicola Uphoff-Watschong)
Lippoldsberg. "Eine Geige nur? Und damit bestreitet ihr ein ganzes Konzert?" wunderte sich eine Teilnehmerin des Wochenendseminars mit Autorin Sylvia Schreiber ("Ihr ständiger Begleiter"). Als "Sahnehäubchen" zu der im Klosterkeller Lippoldsberg geführten Auseinandersetzung mit im Alltag gelebtem Glauben waren die Teilnehmerinnen eingeladen, in der Klosterkirche den Klängen der Solovirtuosin Franziska König zu lauschen.
Wer diese Ausnahmemusikerin noch nie gehört hatte, mag ähnlich gedacht haben und geriet schon bei den ersten Takten der Sonate Nr.1 g-moll von J.S. Bach ins Staunen. Wenn Franziska König den Bogen ansetzt, erklingt nur selten ein einzelner Ton. Mit ausgefeilter Technik gelingt ihr ein mehrstimmiges Spiel, das einen glauben lässt, ein ganzes Ensemble vor sich zu haben.
Ihre musikalische Hingabe geht Hand in Hand mit menschlicher Größe, ohne Starallüren steht sie still und ruhig im Mittelpunkt des Lichtes und überlässt doch das Feld den Komponisten. Ihre Aufgabe sieht sie darin, die Werke nach Art eines Schauspielers, der es versteht, sich exakt in die ihm zugeteilte Rolle hineinzuversetzen, passend darzustellen.
Das Hauptinteresse der Solovirtuosin Franziska König gehört den Menschen,
die hinter der Musik stehen, die sie einfühlsam und warmherzig
in der Klosterkirche Lippoldsberg interpretierte.
Dennoch lässt sich nicht verleugnen, dass mit der weltweit auftretenden Künstlerin ein Star zu Gast in Lippoldsberg war, der sich dem räumlichen und menschlichen Umfeld perfekt anzupassen vermag.
Verschmolzen mit ihrem wunderschön singenden Instrument schaffte sie Klangfelder, die sich in der Klosterkirche zu tragenden Harmonien entfalten konnten. Das wurde besonders deutlich mit der Sonate Nr. 2 von Eugéne Ysaye (1858-1931), einem weniger bekannten belgischen Komponisten. Hier reihten sich zunächst kleine, voneinander abgesetzte Melodiegedanken aneinander und ließen dem Kirchenraum Zeit, auf seine Art zu antworten.
Bei Bachs Sonate Nr.3 C-Dur konnte man beim leicht über die Saiten dahinfliegenden Bogen fast vergessen, wie vielschichtig und kompliziert dieses Werk aufgebaut ist. Bei der Zugabe, einem Andante in a-moll von J.S. Bach kam es dann doch noch zu einem Duo - die Kirchenglocken passten sich ein in die abschließenden Akkorde.
TIPP: Auf der Homepage von Franziska König werden die gespielten Werke teilweise als Download angeboten.
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