Fini - aus und vorbei
Ausstellungsprojekt in der Klosterkirche Lippoldsberg wurde mit einem experimentellen Konzert beendet
(Bericht der HNA vom 21. Juli 2015 - Nicola Uphoff-Watschong)
Lippoldsberg. Zur Finissage der Ausstellung "Lautmalerey", die zwei Wochen lang die Orgelempore der Klosterkirche Lippoldsberg in ein neues Licht rückte, ging die Veranstaltungsreihe zur Lutherdekade mit einem experimentellen Klangkonzert zu Ende. Im Mittelpunkt stand Musik von Steinstelen, Metall und Glas, Materialien, die sich hervorragend zur Erzeugung von ungewohnten Klangwelten eignen.
Olaf Pyras und die 200 Millionen Jahre alten Marmor-Klangsteine sind "alte Bekannte". An ihrer Konzeption und Herstellung war er vor über 10 Jahren aktiv beteiligt. Seither verlocken die vier mannshohen Stelen Besucher, mit vorsichtigen "Klopfzeichen" zarte Töne zu erzeugen. Wenn aber Olaf Pyras mit "seinen" Steinen spricht, nimmt er den Hammer zur Hand. Damit erzeugt er Trommelwirbel und im Raum schwebende Klänge, die die Zuhörer ganz und gar durchdringen.
Diesmal gab es sogar ein Steinduett zwischen Olaf Pyras und Carolina Weyh, die am Institut für Musik der Universität Kassel studiert. Die verschiedenen Töne der Stelen schufen Klangzusammenhänge, die gemeinsam einen geradezu symphonischen Schall entstehen ließen.
Auch die Gongs der Kirche, Tam-Tam genannt, wurden bespielt, nicht mit großem Gedröhn, sondern mit fein ziselierten Schwingungen, die fast futuristisch anmuteten.
Und dann waren die Zuhörer eingeladen, den Musikern in den Chorraum zu folgen, wo der glasklare Klang von mundgeblasenen Glocken die Ohren verzauberte. Wurden die Öffnungen dieser Glocken nach dem Anschlagen über dem gefüllten Wasserbecken des Taufsteins bewegt, glaubte man fast, Wale singen zu hören oder dem Gesang von Sylphen und Undinen zu lauschen.
Pfarrer Trappe stellte die Verbindung zwischen der Ausstellung mit barock anmutenden Bildern und dem experimentellen Konzert her. Dabei hob er die Kunst einiger weniger Menschen hervor, Farben hören zu können oder Töne in Farben zu verwandeln.
In den ausgestellten Bildern des Lippoldsberger Künstlers Tilman Elgnowski bekam man einen Eindruck davon, welche Kreativität dabei freigesetzt werden kann. Seine außergewöhnliche Fähigkeit, Musik in Bilder zu verwandeln, fand in den flankierenden Veranstaltungen, Konzerten und thematischen Gottesdiensten einen würdigen Rahmen.
Über die Ausstellung
Tilman Elgowski
"Es gibt kein Ende, denn es gibt immer neue Gedanken zu erreichen und das Wichtige ist, diese Gedanken oder Gefühle und die Klänge zu vereinfachen und zu läutern, damit wir dann klarer sehen können, was wir tun und wer wir sind!"
John Coltrane
Musik gilt als die eigentliche ars divina, die göttliche Kunst. Weil sie an die Dimension der Zeit gebunden bleibt und sich nicht im Sichtbaren manifestiert.
Ihre "Vergänglichkeit" ist kein Makel, sondern verleiht ihr gerade jene Beweglichkeit und Wandlungsfähigkeit, die allem Leben - und auch dem lebendigen Gott - entspricht.
Bei der CD-Produktion, die im Vorfeld enstand, wurde viel Wert darauf gelegt, den Raumklang und auch die Eigengeräusche der Basilika einzufangen und hörbar werden zu lassen.
Tilman Elgnowski
"Wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein dunkles Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt bin."
Paulus
In seinen Musikstilleben versucht Tilman Elgnowski Klang und sichtbare Gestalt zusammenzuführen. Er lenkt den Blick auf die faszinierenden Formen alter Musikinstrumente, die mehr sind als nur Gebrauchsgegenstände. Die meisterlichen Instrumentenbauer haben stets auch etwas von der Harmonie der Musik in ihre Werkstücke eingewoben.
Tilman Elgnowski
Elgnowski malt Klangkörper - und hat dabei nicht nur die Musikinstrumente, sondern auch deren Umfeld im Blick: historische Gemäuer, die Töne aufnehmen, verstärken, nachhallen lassen, weiterspielen... Der Ausstellungsort in der Basilika von Lippoldsberg ist daher mit Bedacht gewählt.
Elgnowskis Bilder bewirken eine Schärfung der Sinne. Sie laden ein zum genauen Hinsehen und verleiten zum Lauschen auf die gefüllte Stille des Ortes, die sich gerade Einzelbesuchern abseits der Veranstaltungen mitteilt.
Und - die Ausstellung führt sie an Orte, die sonst nicht zugänglich sind und im Zuge dieses Projekts erstmals erschlossen werden.
Über Tilman Elgnowski
Tilman Elgnowski ist Lehrer, Maler und Musiker. Seit über 20 Jahren hat er sich mit dem sichtbaren, syn-ästhetischen Erleben von Musik beschäftigt.
Elgnowski stammt aus Kirchenmusiker-Haus und findet in "alten Instrumenten" seine Inspiration. So setzt er Laute, Renaissance-Gitarre, Barockgitarre, Vihuela und ihnen verwandte Instrumente in Szene und malt sie; oft in sakralen Innenräumen, die dann gleichsam den angestammten - historischen - Klangraum mitliefern.
Der Künstler lebt in Nachbarschaft zur Klosterkirche in Lippoldsberg.
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