Strahlende Posaunenklänge verjagten Regenlaune
Das Ensemble Opus 4 spielte in der Klosterkirche Lippoldsberg
(Bericht der HNA vom 3. Juni 10 - Nicola Uphoff-Watschong)
Lippoldsberg. Während draußen schwere Regenfälle nieder prasselten, ging in der Klosterkirche beim Konzert des Posaunenquartetts Opus 4 die Sonne auf. Der strahlende Klang der Instrumente hallte warme von den Steinen wieder und umhüllte die über 150 Zuhörer mit sommerlich-festlicher Stimmung.
v.l. Honza Gimaletdinow, Stephan Meiner, Dirk Lehmann und Jörg Richter.
Die erste Hälfte des Abends gehörte den alten Meistern der Renaissance und des Barock. Da es in dieser Zeit kaum spezifische Kompositionen für Posaune gab, hat Opus 4 die Stücke selbst so bearbeitet, dass sie für das ohne Klappen ausgerüstete Instrument dennoch spielbar sind. Allerdings müssen da schon Meister wie die aus Leipzig stammenden Bläser des Gewandhausorchesters am Werk sein. Denn die nur mit Zug ausgestattete Posaune ist schwerfälliger als ihre Blechkollegen mit Klappen.
Enthusiastischen Applaus erhielt das Quartett daher besonders für eine Fuge von J. S. Bach, die rasante und präzise Zug- oder besser gesagt Zuckbewegungen erforderte. Man bedenke, dass anders als bei der Trompete der Posaunist die Töne nach Gefühl und Gehör treffen muss. Diese Kunst dann noch kombiniert mit perfektem Zusammenspiel, transparentem Klang und bestechender Dynamik in einem Raum, der akustisch das seine dazu tut ist purer Genuss.
Erstaunlich, dass große Komponisten wie Bach die Posaune nicht häufiger einplanten. Doch dem Ensemble ist's Recht, so bleibt mehr Zeit für eigene Konzerte, statt Sonntag für Sonntag in der Thomaskirche in Leipzig für die Bachkantaten parat zu stehen.
Im zweiten Teil des Auftritts kamen Komponisten des letzten Jahrhunderts zu Wort. Ihre Stücke waren für Posaune geschrieben und reizten die Vorzüge des Instruments voll aus. Ebenfalls anders als bei den klassischen Satzbezeichnungen ihrer Vorgänger trugen diese Stücke lautmalerische Titel wie "Kaffeekränzchen bei Anna Magdalena" (Bernhard Krol), "Minstrel Show" (Philip Greenley Clapp), "Octopus" (Milton Dieterich) und "A Portrait" (George Gershwin).
Der den Musikern eigene Humor kam hier zur Geltung und trieb den ein oder anderen musikalischen Schabernack. Jörg Richter führte mit Charme durch das Programm und beichtete auch ein Malheur: Im Vorfeld des Konzerts war trotz der himmlischen Leichtigkeit der Musik die Erdanziehungskraft stärker. Was noch nie zuvor geschah - die kostbare Alt-Posaune fiel zu Boden, war aber trotz leichter Beschädigung zum Glück noch spielbar.
Beschwingt konnten die Besucher nach mehreren Zugaben in den zwar verregneten, aber dennoch "gefühlt" schönen Frühlingsabend gehen.
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