Kein Instrument für "Schreibtischtäter"
Panflötenvirtuose Roman Kazak verblüffte mit High-Speed-Folklore und sanfter Klassik
(Bericht der HNA vom 24. Juli 2008 Nicola Watschong)
Gewissenruh. Vorbilder gibt es viele, doch junges Blut tut gut - auch der Musik. Das bewies der smarte 23-jährige Panflötenvirtuose Roman Kazak aus Moldavien. Sein Spiel war erfrischend und das Programm gut gemischt.
Populäre klassische Melodien von Liszt, Gluck, Schubert, Bujewski und Bach bildeten verträumte Atempausen zwischen den rasanten Melodien aus Osteuropa, in denen Kazak eigenwillige Verzierungen mit rhythmischer Präzision in Einklang brachte.
Äußerlich ganz ruhig und gesammelt brach der moldavische
Panflötenvirtuose alle Geschwindigkeitsrekorde beim Spiel
folkloristischer Melodien.
Der Klang der Panflöte hat etwas Magisches, ist aber keineswegs immer nur sanft. Das oft rauchige Timbre kann sich in höheren Lagen auch in schrille, kraftvolle Töne verwandeln, je nach eingesetzter Anblastechnik.
Trotz kompakter Größe hat die Panflöte einen erstaunlich großen Tonumfang. Besonders trickreich ist die Erzeugung von Halbtönen, die durch Kippen des Instruments in einem bestimmten Winkel und eine Veränderung der Unterlippe entstehen. Es müssen dafür also keine gesonderten Rohre eingebaut werden.
Interessant zu beobachten war bei Kazak, dass ohne eine intakte, bewegliche Halswirbelsäule bei diesem Instrument gar nichts geht. Denn die Flöte selbst wird beim Spielen nicht hin und her bewegt, nur die Drehung des Kopfes bringt den Mund zum richtigen Ton. Bei den Tempi, die der junge Musiker lässig über die Lippen brachte, wäre ein verspannter Nacken der Garaus - kein Instrument also für Schreibtischtäter.
Deutlich brachte die Publikumsreaktion zum Ausdruck, dass die Stärke der Panflöte besonders in der landeseigenen Tanzmusik liegt. Die fremdartige Harmonik und treibende Rhythmik aus seiner Heimat wirkte bei Kazak authentisch und mitreißend.
Panflötenvirtuose Roman Kazak (rechts) und Pianist Wladimir Steba
brachten in der Waldenserkirche Gewissenruh ruhige und rasante Musik zu Gehör.
Auch wenn die Panflöte im Mittelpunkt des Interesses stand, darf man den musikalischen Begleiter nicht vergessen, Wladimir Steba, der an der Orgel oder am E-Piano das farbenreiche Fundament für die Flötentöne schaffte. Als Kirchenmusiker ist Steba mit der Musik Bachs und anderer Klassiker bestens vertraut, doch auch das Genre der moldawischen Folklore fand bei ihm meisterhaften Ausdruck. Dabei zeigte er einen feinen Humor, schmunzelte selbst über kleine Einfälle, die so wahrscheinlich nicht in den Noten standen.
Die Besucher der vollbesetzten Kirche wussten das zu würdigen und bekamen als Zugabe noch ein pfiffig arrangiertes Vogelgezwitscher zu hören.
[ Aktuell | Kulturtermine Jahresprogramm ]
[ Archiv 2023/2022 | Archiv 2021/2020 | 2019 | 2018 | 2017 | 2016 | 2015 | 2014 | 2013 | 2012 | 2011 | 2010 | 2009 | 2008 | 2007 | 2006 | 2005 | 2004 ]