Allusionen - Anspielungen auf Worte tiefer Not
Uraufführung und aktuelle Worte im Rahmen des Lippoldsberger Karfreitagskonzerts
(Bericht der HNA vom 2. April 13 - Nicola Uphoff-Watschong)
"Aus tiefer Not schrei ich zu dir" - die Melodie dieses Chorals hat den 1956 geboren Komponisten Andreas Wiedemann zu seinem eindringlichen Werk "Allusionen" inspiriert.
Dem Wilhelmshavener Streicherensemble, dem er seine musikalischen Gedanken widmete, gelang unter Leitung von Konzertmeister Matthias Hengelbrock eine einfühlsame Uraufführung. Die acht Sätze drückten sehr dicht und direkt die urmenschliche Erfahrung von Verlassenheit und Schmerz aus.
Diesem klagenden Auftakt folgte die tröstliche Bachkantate "Was Gott tut, das ist wohlgetan". Eingerahmt von zwei Choralstrophen sprach der dramatische Text von Zuversicht im Tod und Leben.
Die Kantorei Lippoldsberg und das Wilhelmshavener Streicherensemble
in der Bachkantate "Was Gott tut das ist wohlgetan"
Kantorin Elisabeth Artelt konnte für diese Einsätze vier junge Solisten gewinnen. Anna Palupski (Sopran) und Cecilia Scheibengraf (Alt), Benjamin Kirchner (Tenor) und Sebastian Seitz (Bass) gestalteten die Rezitative und Arien sehr unterschiedlich, teils verhalten, teils raumfüllend und voller Emotion.
Händels Concerto Grosso in h-moll fügte sich in das Gesamtklangbild ein und betonte sowohl die Schwere des Karfreitags in ruhigen Largosätzen als auch die zuversichtliche Seite des Lebens in festlichen Allegri. Hier waren die Streicher ganz in ihrem Element, schwungvoll, präzise und mit wunderbarer Strahlkraft. Sie wurden ergänzt durch zwei Oboen, gespielt von Wolfgang Glatzel und Martin Schünemann sowie Andreas Wiedemann an der Orgel.
Die Solistinnen Cecilia Scheibengraf (Alt) und Anna Palupski (Sopran)
in der Telemannkantate "Wer nur den lieben Gott lässt walten"
Das koloraturreiche Tonmaterial der abschließenden Telemannkantate "Wer nur den lieben Gott lässt walten" forderte beträchtliches Können von den Solisten und auch der begleitenden Flötistin Gesine Schellenberg.
In den Chorälen glänzte die Kantorei der Klosterkirche durch aufmerksame Einsätze und Gesang, der geprägt war von stimmiger Kommunikation mit der Dirigentin. Man merkte den Sängern und Sängerinnen das innere Mitschwingen und Mitfühlen mit den gesungenen Worten an. Beide Kantaten wurden von Peer Schlechta an der Orgel begleitet.
Eine ungewohnt lokale Färbung bekam der Tag durch ein "Wort in eigener Sache", in dem Pfarrer Trappe Bezug nahm auf die aktuellen ökologischen Probleme an der Oberweser. "Ich glaube, dass in diesem Jahr die Leidensgeschichte des Naturraums Oberweser neben der Leidensgeschichte Jesu erwähnt werden sollte", sagte er. Der Blick auf das Kreuz Jesu frage uns, was wir meinen, was richtig sei, und wie der Umgang mit Mensch und Natur um Gottes und der Menschen willen sein solle.
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