Passionskonzert zur Sterbestunde Jesu
Eine ganz andere Karfreitags-Geschichte
(Bericht der HNA vom 8. April 15 - Nicola Uphoff-Watschong)
Lippoldsberg. Wie ein unübersehbares Symbol lag sie da, die im Sturm "Niklas" zerborstene alte Robinie vor der Klosterkirche Lippoldsberg. Gebrochenes Leben, das zur Sterbestunde Jesu im Passionskonzert musikalisch beschrieben werden sollte, wurde auch in den abgestorbenen dicken Stämmen des Baumes zu einem Mahnmal, das die Kirchengemeinde an diesem Tag bewusst liegen ließ.
Musiker, Sänger und Sängerinnen und viele Besucher zogen am Karfreitag mit einem Ausdruck des Bedauerns an den Baumtrümmern vorbei in die Kirche ein, in der Hoffnung, dass der noch stehende Teil des Baumes gerettet werden kann oder eine Pflanzung neues Leben ermöglicht.
Vor der im Mittelpunkt stehenden Psalmvertonung interpretierte das Wilhelmshavener Streicherensemble unter Leitung von Konzertmeister Matthias Hengelbrock ein Concerto von G.F. Händel mit klarer, präziser Tonsprache.
Unter Gesamtleitung von Kantorin Elisabeth Artelt wurde dann das erst 1975 wiederentdeckte "Miserere" von Johann Christoph Friedrich Bach dicht und intensiv aufgeführt.
Im Spannungsbogen zwischen bitterem Tod und Hoffnung auf etwas Neues stand diese Musik, die mit dem Bußpsalm des König David die Frage nach Schuld und Reue stellte. Der Bachsohn malte das Bild eines Menschen, der seine intrigante und mörderische Vergangenheit zutiefst bereute. Er versprach sich selbst und Gott glaubhaft, die Zukunft anders und besser zu gestalten.
Das Werk erhielt durch die präsente Ausstrahlung aller Beteiligten eine große emotionale Tiefe. Die Kantorei der Klosterkirche lotete in vier stimmlich sehr gut gemischten Chorsätzen die ganze Bandbreite menschlicher Gefühle zwischen verzweifelter Selbsterkenntnis und heller Zuversicht aus.
Das international besetzte Solistenquartett mit Karen Gyllenhamma (Sopran), Nina Böhlke (Alt), Alexander Mikhailov (Tenor) und Johannes Lidbergius (Bass) konnte mit Soloarien, Duetten und einem Terzett die schnell springenden Gedanken und Gebetszeilen des musikalischen König David in ein lebendiges Abbild übersetzen.
Die vier Solisten überzeugten dabei mit warmer Stimmfärbung und teilweise kraftvollen Gesangsparts. Peer Schlechta unterstützte die Komposition als einfühlsamer und versierter Continuo-Spieler an der kleinen Orgel.
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