Finnisches Vokalensemble Rajaton in der Klosterkirche
Reiner Gesang in reiner Architektur
(Bericht der HNA vom 5. August 04)
WAHLSBURG. Der Kultursommer Nordhessen, der die Interessierten Woche für Woche an besondere Orte lockt, lebt von Kontrasten, die sich dann oft in reine Harmonien auflösen. So auch am Mittwochabend, als das finnische Vokalensemble „Rajaton“ in der lupenreinen romanischen Klosterkirche von Lippoldsberg an der Weser gastierte. (gestern Abend auch in der Klosterkirche Meißner-Germerode). Sechs Stimmen, drei Frauen, drei Männer, füllten den so harmonisch proportionierten Raum mit ihrem Gesang.

Finnisches Vokalensemble Rajaton
©Nolte
Eine Folge geistlicher Stücke und eine mit weltlichen trugen Essi Wuorela, Hannu Lepola, Soila Sariola, Jussi Chydenius, Ahti Paunu und Virpi Moskari dabei vor und schlugen vom ersten Ton an die Zuhörer in den Bann. Schon der Anfangsgesang, verteilt im Raum gesungene textlose Akkorde und zarte Melodien, schien eine himmlische Sphäre zu öffnen.
Mariengesänge, Spirituals, geistliche Lieder schlossen sich an, alles Werke oder Bearbeitungen moderner finnischer Komponisten mit einer Mischung aus "alter" Harmonik und behutsamer Moderne, die sich nicht scheut, in reine Dreiklänge aufzulösen.

Ahti Paunu

Hannu Lepola

Jussi Chydenius

Virpi Moskari

Soila Sariola

Essi Wuorela
Wie die sechs singen, ist bis ins Letzte abgestimmt. Immer wieder darf ein Einzelner heraustreten, um dann wieder im runden gemeinsamen, bis auf den Grund durchsichtigen Klang einzutauchen. Zum "klassischen" Stimmideal, in dem alle mehr oder weniger intensiv ausgebildet wurden, kam eine kultivierte Schicht Pop hinzu, die allem die Würze und das Unverkennbare gab.
Besonders die Sopranistin Essi Wuorela durfte sich hier exponieren. Nach der Pause wurde es tierisch. Man durfte bei Eichhörnchens Nachtlied zugegen sein und einem, auch musikalisch wunderschönen Schmetterling folgen, der natürlich als Bild für die flatterhafte Liebe steht.
Die Arrangements, die oft für "Rajaton" geschrieben wurden, unterhielten durch Vielfalt und viele besondere Wendungen. Wohl als Versuch der Abkühlung der sommerlichen Wärme ging es auch in den Nebel, der die Menschen einsam macht, und sogar in weihnachtliche Gefilde. Eine feine Melancholie breitete sich da aus, die dann wieder von heiteren finnischen Liedern weggeblasen wurde.
Gern hätte man noch mehr gehört, ein Madrigal zum Beispiel oder ein Originalstück aus der Renaissance. Immerhin: Johannes Brahms' "Es glänzt der Mond" in einer originellen Bearbeitung, die den Klaviersatz, leicht aufgepeppt, auf die fünf Stimmen neben der Melodie verteilt, erklang als Zugabe.

Finnisches Vokalensemble Rajaton
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