Theater Rollwagen - Der Wunschring
Träumereien an französischen Kaminen von Richard Leander
(16. April 05)

Der Wunschring - Zeichnung zum Märchen von Richard Leander
Richard Leander schrieb 1871 diese Worte:
Wie auf ein furchtbares Gewitter, welches sich Schlag um Schlag gewaltsam entlädt, der trübe, nimmer endende Landregen, so folgte für uns auf die gewaltigen Kämpfe der ersten Wochen des Deutsch-Französischen Krieges die einförmige Belagerung von Paris.
Und wie der Wanderer, der während der ersten Schrecken des Unwetters gern der Weiterreise vergaß, um unter einem gastlichen Dache Schutz zu finden, nun, wenn der letzte Donner verhallt ist, wieder und immer wieder ans Fenster tritt und hinaus in die graue, regenverhüllte Landschaft schaut, unmutig, dass es immer noch kein Ende finden will - so haben auch wir geharrt und nach der Stunde gefragt, die im leuchtenden Strahl der Friedenssonne uns an den heimatlichen Herd zurückführen würde.
Doch Woche um Woche, Monat um Monat verrann und die weiße Fahne erschien nicht auf den Wällen des Forts.

Wie der Teufel ins Weihwasser fiel
Zeichnung zum Märchen von Richard Leander
Da saßen wir, wenn des Tages Arbeit getan und der Abend von den anmutigen, die Seinestadtumkränzenden Höhen herabstieg, einsam an den Kaminen der verlassenen französischen Villen und Schlösser. Und wenn das Feuer knisterte und die Funken flogen, überkamen gar manchen alte, sonderbare Gedanken. In Leib und Gestalt traten sie hervor hinter den großen dunklen Gardinen und aus den buten Kattuntapeten und drängten sich dicht heran an den Träumer. Und wenn er ihnen verwundert ins Gesicht sah, so waren es alte Bekannte und darunter viel langvergessene - wohl aus der Kinderzeit. Denn man glaubt nicht, was alles ein deutscher Soldat an französischen Kaminen zu träumen vermag. Spécialité de réveries allemandes. Allez donc!

Sepp auf der Freite - Zeichnung zum Märchen von Richard Leander
Auch dem Erzähler ging es nicht anders. Und dann und wann, wenn draußen die Flocken stoben, nahm er die Feder und suchte mit flüchtigen Strichen die Traumgestalten auf das Papier zu werfen. Und die Feldpost trug die leichte Zeichnung treulich nach Haus, zu der, welcher dies Büchlein zugeeignet ist. Als er dann endlich zurückkehrte in das deutsche Vaterland, an den eigenen, kinderumstandenen Herd, sah er verwundert, wie aus den einzelnen versandten Blättern ein förmliches Bändchen geworden war.
Das Erzähltheater Rollwagen erzählte in der Winterkirche Lippoldsberg vor über 80 Zuhörern Geschichten aus diesem Bändchen
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