Sternenreise
Spontane Programmänderung
Bericht vom 6. November 04 - Nicola Uphoff-Watschong
Keine Posaune, keine Percussion in der Klosterkirche Lippoldsberg - am 6. November blieben die erwarteten vier Musiker vom Musikprojekt Leipzig aus, ohne Rückmeldung oder Absage. Das Publikum kam. Was tun?
Spontan entschied Pfarrer Christian Trappe, den erwartungsvollen Gästen eine Multimediaveranstaltung anzubieten. Einige Mitarbeiter bauten in Windeseile die nötige Technik auf und bereiteten sich auf die zweite Sprecherrolle für einen "Sternengottesdienst" vor.
Projektion des Mondes - im Hintergrund der Radleuchter der Klosterkirche
Auf eine große Leinwand wurden Bilder projeziert, teils reale Aufnahmen aus dem Weltall, teils künstlerische Darstellungen von Himmel und Erde untermalt von Musik.
War auch die Qualität der Musik vom Band kein perfekter Ersatz für die erwartete Livemusik, so interpretierte und vertiefte sie doch das gesprochene Wort. Den Zuhörern blieb Zeit, das Gehörte wirken zu lassen.
Bilder, Musik und Texte der Bibel, sowie von Blaise Pascal, Richard von Weizäcker, Max Planck, Johannes Kepler, Matthias Claudius, Novalis, Kurt Marti und Christian Trappe fügten sich zu einer Komposition zusammen, mit der sich die Zuhörer in den unfassbar großen Himmel träumen konnten, der die Erde überspannt und die Menschen das Staunen lehrt.
Die hohen Gewölbe der Klosterkirche sind ein steinernes Abbild des sich immer weiter ausdehnenden Universums. Hier wie dort ist die schöpferische Kraft zu finden, die wir den Gott nennen.
"Das Schweigen dieser unendlichen Räume macht mich schaudern", schrieb Blaise Pascal und drückte damit aus,was auch einige der Zuhörer empfanden: Demut ob der unvorstellbaren Weisheit, mit der das Universum geschaffen ist.
Die Weisheit Gottes - (Kurt Marti)
Von Ur an:
Gott in Geselligkeit,
Gott mit Sophia,
der Frau, der Weisheit,
geboren, noch ehe alles begann.
Sie spielte vor dem Erschaffer
umspielte, was er geschaffen,
und schlug, leicht hüpfend von Einfall zu Einfall,
neue Erschaffungen vor:
Warum nicht einen anmutig gekurvten Raum?
Warum nicht Myriaden pfiffiger Moleküle?
Warum nicht schleierwehende Wirbel, Gase?
Oder Materie, schwebend, fliegend, rotierend?
So sei es, lachte Gott,
denn alles ist möglich,
doch muß Ordnung ins Ganze -
durch Schwerkraft zum Beispiel.
Dazu aber wünschte Sophia sich
ebensoviel Leichtigkeit.
Da ersann Gott die Zeit.
Und Sophia klatschte in die Hände.
Sophia tanzte, leicht wie die Zeit,
zum wilden melodischen Urknall,
dem Wirbel, Bewegungen, Töne entsprangen,
Räume, Zukünfte, erste Vergangenheiten -
der kosmische Tanz,
das sich freudig ausdehnende All.
Fröhlich streckte Sophia Gott die Arme entgegen.
Und Gott tanzte mit.
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