Traditionell-Modernes Irish Folk Festival 2009

Harfe, Didgeridudelsack, Steppschuh und ein Hauch von Kabarett

(Bericht der HNA vom 3. Februar 09 - Nicola Uphoff-Watschong)

Lippoldsberg. "Das macht Riesenspaß, wir kommen wieder" war die einhellige Meinung der 16 Tanzschüler im Setdance Workshop, als sie sich im Rahmen des 2. Irish Folkfestivals abends zum letzten Set formierten.

Sicher geführt an der Hand des Tanzmeisters José Sánchez (2. v.l.)
waren auch die komplizierten Schrittfolgen beim Setdance zu meistern.
© Nicola Uphoff-Watschong

Auch Tanzlehrer José Sánchez zeigte sich begeistert vom Elan, mit dem große und kleine Teilnehmer die komplizierten Schrittfolgen lernten. "Aber nicht auf die Füße gucken. Schaut euch an, Tanzen ist Kommunikation!" war Josés liebster Spruch an diesem Tag. Er spannte einen Bogen vom allerersten aus Frankreich stammenden Quadrilletanz zur derzeit modernsten Choreografie aus Nordirland.

Tradition und Moderne stand auch als Überschrift über dem abendlichen Konzert. Auf zwei Bühnen gab es vier Stunden hochkarätige, überwiegend irische Musik ganz verschiedener Stilrichtungen.

Den traditionellen Klängen hat sich das Duo Bubble & Squeak verschrieben. Mit Dudelsack, Concertina, Whistles, Gitarre und Gesang zeigten Mick Loos und Stefan Lubs, wie feinsinnig und differenziert irische Folkmusik sein kann. "Erste Sahne!" bestätigten auch szenekundige Besucher.

Mick Loos (links) und Stefan Lubs touren schon seit Jahrzehnten als
Folkmusiker durch deutsche und irische Lande und haben allerorten ihre Fans.
© Nicola Uphoff-Watschong

Waren die Uilleann Pipes (irischer Dudelsack) noch sanft und verhalten, hatte beim schottischen Dudelsack mancher die Hände auf den Ohren. "Da gehen wir aber ganz locker mit um", witzelte Lubs, der mit kabarettistischer Ader für entspannte, fröhliche Atmosphäre sorgte.

Die Harfenzauberin Sylvia Reiß übernahm dann das Ruder und lud das Publikum auf eine Reise zu keltischen Orten in Irland, Schottland und Frankreich ein. Ihr leises Instrument und Temperament faszinierten mit einer so intensiven Präsenz, dass im großen Raum kein Mucks zu hören war.

Harfenistin Sylvia Reiß begleitete sich auch beim Gesang selbst an der Harfe.
Sie unterrichtet das Instrument schon viele Jahre u.a. in Kassel.
© Nicola Uphoff-Watschong

Gebannt und verträumt lauschten die 120 Besucher den spieltechnisch ausgefeilten Klängen und ließen die Harfenistin nicht ohne ein Extrastück von der Bühne. Das gab ihr Gelegenheit, mit einer eigenen Komposition als "moderne Keltin" überzuleiten in den dritten Teil mit der jungen, innovativen Band "Children of Lir".

Die vier unkonventionellen Musiker verwandelten das alte Nonnenrefektorium in eine Multi-Kulti-Neo-Irische Sing- und Tanzhalle. Frech und unbekümmert warfen sie Traditionen über den Haufen und förderten ein Irland zutage, das sich moderner kaum zeigen kann.

Der Legende nach waren die Children of Lir Kinder eines Königs,
die von ihrer bösen Stiefmutter in Schwäne verwandelt wurden.
Nach Lippoldsberg flogen sie aber in menschlicher Gestalt ein.
© Nicola Uphoff-Watschong

Jazz, Rock, Blues, Country- und Western, Weltmusik mit Didgeridoo, all das, was aus irischen Radios zu hören ist, gewürzt mit gerade soviel Folk, dass die Balance zwischen alt und neu erhalten blieb.

"Total abgedreht, total gut!" beschrieb eine Besucherin die innovativen, teils mehrstimmigen Arrangements, instrumentales Knowhow von Ingo, Nils und Sascha und die außergewöhnlich schöne Stimme von Sängerin Diana, die auch mit rasanten Steptanz-Einlagen verblüffte.

Sessionmusiker und auch Setdance-Lehrer José Sánchez packten nach
Konzertende ihre Instrumente aus und spielten unzählige irische traditionelle Melodien.
© Nicola Uphoff-Watschong

Bei einer Session am Kamin, bei der sich Musiker aus dem Publikum beteiligten, ging es dann bis in die frühen Morgenstunden weiter.

© Nicola Uphoff-Watschong

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