Zurück in die Zukunft - 800 Jahre Kirchenmusik
Musikalisches Großaufgebot zur Uraufführung des Lippoldsberger Lobgesangs in der Klosterkirche
(Bericht der HNA vom 14.Dezember 05 - Nicola Uphoff-Watschong)
LIPPOLDSBERG. Alles was Odem hat, lobe den Herrn! Diesem Aufruf folgten über 60 Instrumentalisten und Sänger, um das Publikum in der vollbesetzten Klosterkirche auf eine Zeitreise durch die Kirchenmusikgeschichte mitzunehmen, so wie sie von Anbeginn in dem alten Gemäuer zum Lobe Gottes erklungen ist. Sieben Empathien mit Klage, Bitte, Lob und Dank beschrieben den Weg von der Gregorianik bis zur Moderne. Texte und Bilder dienten als Reiseführer durch die Höhen, die Tiefen, Licht und Schatten, durch den ganze Reigen des Lebens, komponiert und nachempfunden von Dankmar Venus (Göttingen).
Großes musikalisches Aufgebot beim Lippoldsberger Lobgesang
© Wolfgang Herbold
Die Kantorei, die Solisten Gundula Bernhold und Gerd Neumann, der Posaunenchor, das Ensemble Fiori Concertati und die Pauke, gespielt von Olaf Pyras, steigerten sich unter Leitung von Kantor Waldemar Rumpf in Gloria, Dank- und Lobliedern zu großem Glanz. Klagen, Bitten und der Ruf nach Frieden waren verhaltener, aber nicht weniger eindrucksvoll komponiert.
Alles floss zusammen im großen Lobgesang, der sich im Schlusschor der Realität und einigen krassen Klängen unseres Jahrhunderts stellen musste: "Hat es noch Sinn Gott zu loben - wo wir selbst fast wie Gott sind und doch ohnmächtig zuschauen müssen, wie sich mancher Segen in Fluch verwandelt?" fragte Sprecher Christian Trappe und versuchte gleich eine mögliche Antwort: "Aber auch wir bleiben Menschen mit Klagen und Bitten. Und wir kennen Freude und Dankbarkeit für das wunderbare Geschenk des Lebens." Mit leidenschaftlichem Einsatz aller Musiker brauste es noch einmal gewaltig durch das Kirchenschiff: "Darum sei unser Leben ein Lobgesang!"
Lobgesang mit Pauken und Trompeten
© Wolfgang Herbold
Dem Lobgesang voran ging die vierstimmige Motette "Der Herr Zebaoth ist mit uns" von Waldemar Rumpf und ein Concerto Grosso von Händel, dass das Ensemble Fiori Concertati in gewohnter Dynamik und Perfektion vortrug. Die Gesangssolisten überzeugten wieder einmal durch Präzision und glaubwürdige Ausdrucksfähigkeit von Klage und Lob. Beachtenswert ist die Konzeption der Gesamtgestaltung, die trotz einiger Länge durch gelungene Wechsel der Besetzungen und erklärende Textpassagen keine Langeweile aufkommen ließ.
Ein Mensch, dessen ganzes Leben ein Lobpreis Gottes gewesen ist, stand im Mittelpunkt des Abends. Waldemar Rumpf beendete mit diesem Konzert nach 45 Jahren seine Tätigkeit als Kantor in Lippoldsberg. Gott zu loben und den Menschen zu dienen sei immer sein größtes Anliegen gewesen, sagte Komponist Dankmar Venus. Mit ihm gemeinsam setzte Rumpf nach dem Lippoldsberger Kreuzweg nun auch den Lippoldsberger Lobgesang grandios um. Vor allem ihnen beiden galt der Beifallssturm, aber auch den Musizierenden, die sich auf acht verschiedene und manchmal ungewohnte Musikstile einlassen konnten, ohne dass die Aufführung konstruiert wirkte.
Waldemar Rumpf und Dankmar Venus
© Wolfgang Herbold
Mit diesem Konzert gehe eine Ära zu Ende, was traurig sei, sagte Pfarrer Trappe, doch Gott komme uns aus der Zukunft entgegen. Er sieht vertrauensvoll der Fortsetzung der kirchenmusikalischen Arbeit entgegen, die durch Rumpf aufgebaut wurde, gewachsenen ist, und die nun von Kantorin Elisabeth Artelt in verschiedenen Musikgruppen weitergeführt wird. Im Kinderchor, Singkreis, Posaunenchor und Kantorei sind neue Sänger immer herzlich willkommen. Information unter 05572 - 948153
Interview mit Dankmar Venus zum Lippoldsberger Lobgesang »»
Textheft zum Lippoldsberger Lobgesang »»
Biografie des Komponisten Dankmar Venus »»
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